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Biografie

Der Spaziergang: Und es geht (k)einen Schritt weiter

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Es folgt eine Textprobe aus einer Biografie eines Privatkunden. Alle Namen wurden geändert.

Winter 1972: Wolfgang und Elisabeth sitzen in einem kleinen, hübschen Café in Hückeswagen. Sie waren 1972 hier in die Nähe von Elisabeths Eltern gezogen. Beide sind angespannt. Der Grund für ihre Aufregung sind die Gäste, auf die sie gerade warten: Vera und ihr Ehemann, der ebenfalls Wolfgang heißt. Wolfgang Meyer hatte die beiden eingeladen. Wobei die Idee, sie einzuladen, von Elisabeth kam. Sie wollte „diese Vera“ einfach mal besser kennenlernen – so zumindest Elisabeths Aussage. Die Frau, von der sie wusste, dass Wolfgang sie bald für sie verlassen wird, obwohl sie ein schwerbehindertes Kind zusammen haben.

Markus hatte bei seiner Geburt die Nabelschnur um den Hals und ist wegen des Sauerstoffmangels nun mehrfachbehindert. Von einer dauerhaften Behinderung war kurz nach der Geburt jedoch noch nicht die Rede. Es hatte sich nach und nach langsam herausgestellt, dass Markus in seiner Entwicklung stark verzögert ist. Die Ärzte betonten aber, dass man durch moderne physiologische Methoden noch alles erreichen könne. Es ist wohl eine grundsätzliche Einstellung von Ärzten, dass sich alles noch verbessern lässt. Das Gegenteil wird von ihnen so lange beiseite geschoben, bis es nicht mehr geleugnet werden kann – davon ist Wolfgang überzeugt …

Wie stark Markus gesundheitliche Einschränkungen sind, das hatte sich in den letzten Monaten deutlich gezeigt: Der Junge hatte einfach nichts dazugelernt. Keine Bewegungen, gar nichts. Auch jetzt noch kann er weder sitzen noch krabbeln, muss deshalb ständig getragen werden. Elisabeth und Wolfgang hatten alles in ihrer Macht Stehende versucht, um Markus eine koordinative Entwicklung zu ermöglichen. Doch nichts hat sie näher an das gewünschte Ziel gebracht. Weder die zahlreichen Trainings in speziellen Institutionen, wie zum Beispiel in München, noch die alltäglichen Übungen zu Hause. Was noch erschwerend dazukam, war seine große Anfälligkeit für Krankheiten. Ständig wurde der Junge krank, hatte jedes kleinste Zipperlein abbekommen. Sein junges Leben war von Krankenhausaufenthalten geprägt. Mal wegen eines Leistenbruchs, mehrmals wegen Lungenentzündung. Nach jedem Krankenhausaufenthalt waren die kleinen Fortschritte, die er nach Wochen der Durchführung der Bobath’schen Übungen machte, wieder verschwunden. Irgendwann meinten die Ärzte auch, dass der Hirnschaden bei Markus sicherlich früher oder später die sogenannten Blitz-Nick-Salaam-Krämpfe verursachen würde, eine seltene und sehr ernst zu nehmende Säuglings-Epilepsie.

Der gesundheitliche Zustand von Markus sorgte bei Wolfgang für ein noch größeres schlechtes Gewissen, wenn er immer wieder an Trennung dachte. Und daran, dass er doch viel lieber mit seiner Vera zusammen wäre. Aber er konnte Elisabeth doch nicht mit einem schwer kranken Kind im Stich lassen! Doch trotz seines schlechten Gewissens waren Wolfgang und Elisabeth als Paar nicht zusammengewachsen in all ihren gemeinsamen Schwierigkeiten – ganz im Gegenteil: Sie stritten umso mehr. Deshalb der Beschluss zur Trennung. Und zum gemeinsamen Treffen mit Vera und ihrem Ehemann.

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Sie sind da. Wolfram und Elke stehen auf, um sie mit einem Händeschütteln zu begrüßen. Höflich – fast aufgesetzt freundlich –, und damit auch vorsichtig distanziert fällt die Begrüßung aus. Eine seltsame Situation. Es liegt Spannung in der Luft. Die Bedienung kommt. Wolfgang bestellt sich einen Cappuccino und ein Wasser, Vera einen Kakao. Die anderen beiden jeweils einen Kaffee. Die vier unterhalten sich über Belanglosigkeiten. „Leckerer Kaffee“, meint Veras Mann. „Der Kakao ist auch nicht schlecht“, erwidert Vera.

Es ist nicht das erste Mal, dass Vera Wolfgang besucht. Nach der Geburt von Markus hatte er den Kontakt zu ihr zwar nicht abgebrochen, aber zumindest gemieden. So sehr hatte ihn damals die Behinderung seines Sohnes aus der Bahn geworfen. Immer, wenn Vera versucht hatte, ihn anzurufen, war er nicht ans Telefon gegangen und hatte auch nicht zurückgerufen. Deshalb stand Vera eines Tages einfach so vor Wolfgangs Tür. Elisabeth war gerade nicht da. Sie war arbeiten. Wolfgang hatte sich sehr gefreut, Vera wiederzusehen. Sie hatten sich ja quasi von April bis Herbst 1972 nicht gesehen. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb war dieses erste Aufeinandertreffen irgendwie krampfhaft. Sie hatten darüber gesprochen, wann Wolfgang sich denn endlich von Elisabeth trennen würde. Wolfgang hatte sich herausgeredet, wollte sich nicht festlegen. Dann hatten sie sich innig geküsst und anschließend miteinander geschlafen. Beim Abschied hatte Wolfgang Vera versprochen, dass er sich bei ihr melden würde. Das hatte er dann auch nach einer ganzen Weile getan. Eben an dem Tag, als er gemerkt hatte, dass er es endgültig nicht mehr mit Elisabeth aushält. Wolfgang war sich eigentlich sehr sicher gewesen, dass er von Vera eine Abfuhr bekommen würde. Doch die bekam er nicht, als er sie anrief. Nach einigen mehr oder weniger heimlichen Treffen zu zweit, sitzen Wolfgang und Vera nun mit ihren jeweiligen Ehepartnern in diesem kleinen Café in Hückeswagen.

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Ihre Getränke sind mittlerweile leer, Wolfgangs zweite Zigarette ist zu Ende geraucht. Zu viert machen sie sich zu einem Spaziergang auf. „Welche Route sollen wir nehmen?“, fragt Wolfgang. Elisabeth antwortet: „Vielleicht erst mal die Straße hier hoch und dann rechts abbiegen. Der Weg eignet sich besonders gut zum Spazieren!“ „Wirklich schönes Wetter heute“, wirft Vera ein. Sie gehen den von Elisabeth vorgeschlagenen Weg. Weitere Belanglosigkeiten werden ausgetauscht. Niemand spricht den Elefanten im Raum an. Allen sind aber die neuen Verhältnisse bewusst, auf die sie sich demnächst einstellen müssen. Wobei es Veras Mann tatsächlich erst jetzt zu dämmern scheint, dass Vera eine Affäre mit Wolfgang hat. Seiner Reaktion nach scheint es ihm aber auch nicht allzu weh zu tun. Zumindest trägt er es mit Fassung. Über die Ehe von ihm und Vera weiß Wolfgang, dass die beiden sich zwar nur selten streiten, dafür aber sonst nicht viel miteinander am Hut haben. Jeder führt so sein Leben parallel zum anderen. Die vier kommen am Auto von Vera und ihrem Mann an, womit der Spaziergang beendet ist. Die beiden verabschieden sich, steigen ins Auto und fahren davon, ohne etwas Gehaltvolles mit Wolfgang und Elisabeth besprochen zu haben.

Wolfgang und Elisabeth winken noch kurz freundlich und gehen dann schweigend nebeneinander nach Hause.

Wieder zu Hause angekommen, ist Wolfgang müde. Müde von Elisabeths langem Vortrag, den sie gerade darüber hält, wie blöd und unsympathisch Vera sei. Er geht aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer, um von Elisabeth wegzukommen. Elisabeth läuft ihm hinterher. Sie redet weiterhin auf ihn ein: „Die passt nicht zu dir! Ich weiß gar nicht, was du an dieser seltsamen Frau findest! Wir passen doch viel besser zusammen. Komm, uns geht es doch prima zusammen. Und das mit den kleinen Streitereien kriegen wir auch noch hin … Wolfgang, du kannst nicht gehen! Wir haben schließlich ein schwerbehindertes Kind zusammen! Markus braucht Mutter und Vater!“

Vor dem Treffen mit Vera und ihrem Mann hatte Elisabeth ihm glaubhaft erklärt, dass sie die bevorstehende Trennung akzeptieren würde und es sogar gut und richtig findet, sich voneinander zu trennen. Dementsprechend hatte sie sich auch verhalten. Wolfgang hatte ihr geglaubt, ihr ihr Schauspiel abgenommen. Bis zu diesem Tag hatte Elisabeth jedoch auch nicht gewusst, dass sich Wolfgang nach der Trennung sofort mit Vera zusammentun würde. Das war ihr erst jetzt klar geworden. Wolfgang versteht nun ebenfalls gerade, dass Elisabeth nicht bereit ist, ihn loszulassen. Er spürt, dass die Trennungszeit wahrscheinlich doch nicht so leicht verlaufen wird, wie er es sich erhoffte. Er will jedoch weg von Elisabeth. Ganz dringend. Wolfgang schnappt sich seine Jacke und geht einmal um den Block.

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Interviews

Die O’Bros im Interview

Egal ob auf Konzerten, Festivals oder Jugendgottesdiensten: Die O’Bros heizen immer maximal ein und stellen dennoch Gott in den Mittelpunkt. Die christlichen Hip-Hop-Künstler Alex und Maxi sprechen über ihre größten Leidenschaften: Glaube und Musik. Dieses Interview ist zuerst in der Jugendzeitschrift PUR erschienen.

Die O’Bros: Alex (links) und Maxi (rechts).

Hi ihr beiden! Wie hat das bei euch mit der Musik angefangen? Und seid ihr eigentlich „Fulltime-Rapper“?

Maxi: Wir machen Musik, seitdem wir sechs und sieben Jahre alt sind. Als Kinder und Jugendliche waren wir in vielen Bands und haben auch in der Gemeinde viel Musik gemacht. Mit dem Rappen angefangen haben wir mit zwölf. Wenn wir Lieder geschrieben haben, dann auch mit christlichem Hintergrund. Es waren Lieder über unseren Glauben und was wir mit Gott erleben.

Alex: Als Kind habe ich Schlagzeug gespielt und Maxi Klavier. Unser Vater leitete früher eine Kinder-Lobpreis-Band in der Gemeinde, in der wir immer fleißig am Start waren. In unserer Jugend haben wir in Rock- und Jazzbands gespielt, mit Chören und Orchestern. Aber Rap ist eben das, was uns am meisten Spaß macht. Wir sind keine Fulltime-Rapper, sondern haben Rap immer neben der Schule gemacht und jetzt neben dem Studium. Ich studiere BWL und Maxi Zahnmedizin.

Studium und Rap-Karriere – das hört sich ziemlich stressig an. 

Alex: Stressig ist nur das, was einen stressen lässt. Es ist immer eine Entscheidung, wovon ich mich stressen lasse und wovon nicht. Alles andere ist eine Prioritätensetzung. Mir hat Gott gezeigt, dass alles einen richtigen Zeitpunkt hat. Es gibt Phasen, in denen ich mich auf mein Studium konzentriere, und Phasen, in denen ich mich auf die O’Bros konzentriere. Manchmal geht beides gut nebeneinander her.

Wen möchtet ihr mit eurer Musik erreichen?

Maxi: Vor allem junge Menschen, in unserem Alter und jünger. Aber unsere Zielgruppe sind nicht nur Teenager, sondern auch ganz klar junge Erwachsene. Und vor allem Christen, denn unsere Vision war von vorneherein, Christen zu ermutigen, sich noch mehr auf Gott einzulassen und ihm zu vertrauen.

Ihr habt mal gesagt: „Wenn wir keine Christen wären, würden wir trotzdem noch rappen.“ Wie würde eure Musik dann klingen? Welchen Inhalt hätten eure Texte?

Maxi: Ich glaube, wir würden über das rappen, was uns am meisten bewegt. Wenn wir Jesus nicht kennen würden, wären das Themen wie Beziehungsstruggles und andere private Dinge. Doch Jesus prägt unsere Sicht auf die Welt und uns selbst. Weil er für uns ans Kreuz gegangen ist, geht es in unseren Texten um ihn. Die Musik selbst würde wahrscheinlich nicht anders klingen.

Die Brüder heizen dem Publikum ein.

Wieso glaubt ihr eigentlich an Jesus?

Alex: Ich finde, das Attraktive an Jesus ist, wie er mit Menschen umgegangen ist: Er hat die Verstoßenen aufgesucht, sie geheilt und ihnen gezeigt, dass sie wertvoll sind. Er hat nicht einfach eine neue Religion gebracht, sondern ist interessiert an einer Herz-zu-Herz-Beziehung mit uns Menschen. Deshalb liebe ich Jesus!

Habt ihr eine Lieblingsbibelstelle?

Alex: Bei mir gibt es immer Phasen, in denen ich bestimmte Bibelstellen mehr feiern kann als andere. Im Moment gefällt mir Micha 7,7 besonders gut.

Maxi: Wir sind christlich aufgewachsen und damit auch mit dem Bibellesen.

Heute ist das Bibellesen ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Alltags. Doch leider habe ich tatsächlich jahrelang diese Zeit vernachlässigt und hatte deshalb ein schlechtes Gewissen. Inzwischen habe ich diesen Schatz wiederentdeckt. Ich nehme mir jeden Tag Zeit, Jesus in mein Leben sprechen zu lassen. Ich will ihn nicht nur damit volltexten, was mich interessiert. 

Wie geht ihr denn mit Zweifeln um?

Maxi: Zweifeln gehört zum Glauben in gewisser Weise dazu. Zweifel trennen häufig Falsches vom Wahren. An manchen Punkten habe ich an Gott gezweifelt, aber nie an seiner Existenz. Dafür habe ich viel zu viel mit ihm erlebt. Dass ich in diesen Zeiten, in denen ich ihn nicht gespürt habe, trotzdem an ihm drangeblieben bin, das waren die besten Entscheidungen meines Lebens.

Alex: Ich nenne meine Zweifel immer beim Namen. Wenn ich merke, dass ich etwas nicht glauben kann, was in der Bibel steht oder was Gott mir versprochen hat, sage ich das zuerst einmal Gott. Ich frage ihn, was er dazu sagt, und ich schütte ihm mein Herz aus – dabei bin ich zu 100 Prozent ehrlich – und ich bitte ihn, mein Herz zu verändern. Ich möchte Gottes Wahrheit in meinem Herzen haben. Empfehlenswert ist es auch, mit seinen Zweifeln zu guten, gläubigen Freunden zu gehen.

Auf welche Frage(n) sucht ihr immer noch nach einer Antwort?

Maxi: Wie ist das mit der Heilung? Die Bibel sagt, dass wir durch Jesus’ Wunden geheilt sind. Aber wenn ich krank bin und keine Heilung erlebe – heißt das dann, dass ich nicht richtig glaube? Ich bitte Gott oft darum, mir da seine Wahrheit zu zeigen.

Alex: Ich frage mich: Wie ist auf dieser Welt das Mächteverhältnis? Wem gehört die Welt: Gott oder dem Feind? Gott ist allmächtig und der Herrscher der Welt – aber wenn ich mich mit der geistlichen Welt und Dämonen beschäftige, frage ich mich, wer hier das Sagen hat …

Was ist euer Lebensmotto?

Maxi: Haben Leute heutzutage noch ein Lebensmotto? Also in der Bio meines privaten Instagram-Accounts steht: ‚If what I treasure the most, can never be taken away from me, than what do I have to fear?‘

Alex: Ich habe auch kein Lebensmotto, aber in meinem WhatsApp-Status steht: ‚The sky is not the limit!‘

Wieder zurück zur Musik: Wie entsteht eigentlich ein Song bei euch?

Maxi: Zuerst brauchen wir eine Inspiration, eine Idee. Das kann ein Thema sein, das uns beschäftigt, eine Offenbarung, die Gott uns gegeben hat, ein Song, den wir kennen, oder musikalische Elemente daraus. Dann setzen wir uns an den Beat. Ich schreibe meistens zuerst die melodischen Parts und anschließend kommen die Drums darauf. Alex macht das eher andersherum. Danach schreiben wir darauf einen Text.

Alex: Wir haben eine App auf unseren Smartphones, wo wir unsere Textideen aufschreiben, die mitten im Alltag kommen, in der U-Bahn, beim Einschlafen. Es ist wichtig solche ‚Fetzen‘ sofort aufzuschreiben, um sie nicht zu vergessen. Die verwenden wir bei unseren Texten. Das Gleiche gilt für die Melodien.

Die O’Bros schreiben ihre Songs alle selber.

Was würdet ihr jemandem raten, der beruflich Musik für und über Gott machen möchte?

Maxi: Frag Gott, ob er das überhaupt von dir möchte. Und frag dich: „Wofür brenne ich? Was würde ich stundenlang machen, ohne Geld dafür zu kriegen? Worin bin ich eigentlich besser als andere?“ Wenn du diesen Punkt gefunden hast, gibt es zwei Säulen: deine Skills und deinen Charakter. Übe das, was du gut kannst, und werde darin noch besser. Schau auch, welche Charakter-Defizite du hast und vertraue sie Jesus an. Denn die Wurzel jedes Dienstes liegt nicht in deinen Skills, sondern in deinem Charakter. 

Mit welchen Stars würdet ihr gerne mal zusammenarbeiten?

Alex: Ich würde gerne mal ein Konzert spielen mit Rap-Künstlern, die gar nicht in der christlichen Szene unterwegs sind.

Maxi: Auf Sido hätte ich richtig Bock.

Alex: Oder Seeed! Eine Ehre wäre auch Xavier Naidoo. Davon haben wir schon als Kids geträumt. Er ist schon immer ein musikalisches Vorbild für uns gewesen. Das letzte Album haben wir sogar in Mannheim im Studio von Xavier Naidoo aufgenommen. 

Hättet ihr mit der Musik auch ohne Erfolg weitergemacht?

Alex: Ja, aber nicht in dem Rahmen. Also nicht so viel auf der Bühne.

Maxi: Ich würde wahrscheinlich auch Musik machen, wenn die O’Bros nicht so groß geworden wären. Dann hinge nicht so viel Orga dran und ich hätte mehr Zeit für die Musik an sich. 

Alex: Also, ich würde immer Musik machen, aber ich hätte meinen Fokus wahrscheinlich woanders hingelegt, wenn es nicht geklappt hätte.

Ihr habt auch schon heftige Shitstorms erleben müssen. Was hat euch geholfen, damit umzugehen?

Alex: Schon in der Bibel steht, wer sich zu Jesus bekennt, wird von dieser Welt gehasst werden. Selbst auf Jesus trifft das zu; er wurde sogar umgebracht. Wenn Christen Stellung für Jesus beziehen, bekommen sie heftigen Gegenwind a. k. a. Shitstorm. Es gab bei uns eine Zeit, in der wir im Internet total fertiggemacht worden sind und das hat uns sehr verletzt. Wir haben damals mehr als sonst Jesus’ Nähe gesucht – das hat uns sehr geholfen. Wir haben ihn gefragt, was er über die Hater denkt. Es ist krass: Er sieht zwar unseren Schmerz, aber er sagt nur wunderbare Sachen über diese Menschen. Er liebt sie so sehr wie uns! Er ist für diese Menschen gestorben. Diese Sicht hat uns einen riesigen und unerklärbaren inneren Frieden geschenkt. 

Wir konnten viele Dinge lernen, auch etwas über den Selbstwert. Wenn ein Shitstorm über dich kommt, ist die Frage: Wovon machst du deinen Wert abhängig – von der Meinung anderer, der Anzahl deiner Likes, deinem Aussehen? Wer seinen Selbstwert von anderen Menschen abhängig macht, wird stolz bei gutem Feedback und depressiv bei schlechtem. Das Beste ist, dass du deinen Wert von Jesus abhängig machst! Maxi hat mal gesagt: ‚Die Anerkennung oder Missachtung von tausenden Menschen ist lächerlich klein im Vergleich zu der Anerkennung, die mein Vater im Himmel für mich hat.‘

Ich habe gemerkt, dass der schlimmste Shitstorm auf der Welt mir nicht das nehmen kann, was mir wirklich wichtig sind: Gott, meine Berufung, meine Identität in Jesus, meinen Charakter, meine Familie und meine engen Freunde.

Während der Pandemie durften lange keine größeren Konzerte stattfinden. Wie habt ihr diese Zeit erlebt? Und worauf freut ihr euch am meisten, wenn „normale“ Konzerte wieder möglich sind?

Maxi: Für uns war die Zeit eine große Umstellung. Unsere riesige Deutschland-Schweiz-Tour und fast alle Konzerte mussten abgeblasen werden. Wir haben gelernt, wie nichtig unsere menschlichen Pläne sind, und wie wichtig es ist, nach Gottes Plänen zu leben. Trotzdem geht uns die Pandemie langsam auf den Sack. Wir haben richtig Bock, wieder auf der Bühne zu stehen.

Alex: Neulich sind wir vor nur 15 Leuten aufgetreten, statt wie sonst vor 15.000. Aber es war für uns voll cool, weil Gott uns damit gezeigt hat, was wirklich wichtig ist: Es sind nicht die Massen, sondern die einzelnen Personen. Diese Konzerte vor wenigen Leuten waren mega erfüllt mit dem Heiligen Geist.

Die beiden Rapper vermissen die Bühne und ihre Fans.

Was macht die Fans der O’Bros zu den besten Fans der Welt?

Maxi: Ohne unsere Fans wären wir überhaupt nicht da, wo wir sind. Unser erstes Album ist durch Crowdfunding entstanden. Rein finanziell hätten wir es niemals geschafft, die O’Bros alleine aufzubauen.

Alex: Wir lieben an unserer Community, dass sie so jesuszentriert ist. Es geht hier nicht um Maxi und mich, sondern darum, dass wir als eine Familie Jesus großmachen. Deshalb ist unsere Community geiler als die Community von anderen.

Was wünscht ihr euch, dass eure Hörer über euch wüssten?

Maxi: Unsere Hörer sollen verstehen, wer Jesus für uns ist, und dass wir ganz normale Menschen sind, wie unsere Hörer. Sie sollen verstehen, dass alles, was wir mit Jesus erleben, auch sie mit ihm erleben können.

Vielen Dank für das Interview liebe O’Bros!

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Body image Gedanken Gedicht

Seelenstiche

Photo by Cherry Laithang on Unsplash

„Du bist hässlich, dumm und wertlos!“,

sagen sie mir täglich herzlos.

„Deine dicke Hornbrille und Pickelfresse,

ekeln alle an – genau wie deine Blässe!

„Die Ekelhafte stinkt wie ein Schwein“,

lästern sie und stellen mir ein Bein.

„Du kannst nichts – Du bist und bleibst ein Loser!“,

spotten sie und ich werd immer hilfloser!

Überall Gelächter,

spöttische Gesichter.

Sie fühlen sich stark in der Gruppe,

meine Gefühle sind ihnen schnuppe.

Sie verletzen mich mit jedem Wort,

für sie ist das so was wie ein Sport.

Ein Mörder sticht seinem Opfer in die Kehle.

Ein Mobber sticht in eine verletzliche Seele.

„Sags uns, wer liebt dich schon?!“,

fragen sie mich voller Hohn.

Ich habe keine Antwort auf ihre Frage,

frage mich aber, wie lange ich das noch ertrage.

„Du bist unnötig. Bring dich mal lieber mal um!

Niemand wird dich vermissen; sich fragen nach dem Warum.“

Keiner steht mir bei in meinem Schmerz.

Mir blutet mein verwundetes Herz.

Ihre abscheulichen Worte und Taten

ist mein Sterben auf Raten.

Sie bringen mich in allergrößte Not,

Ich wünschte mir, ich wäre längst tot.

Doch alles, was sie über mich sagen sind Lügen.

Und wieso muss ich eigentlich ihnen genügen?

Ich bin wertvoll in Gottes Augen.

Das ist wichtig und richtig zu glauben.

Trotzdem ist der tiefe Schmerz noch da,

Rache will ich üben, ja!

Doch müsste ich eigentlich kämpfen mit anderen Waffen.

So wie es mir entspricht: Ich bin wunderbar geschaffen!

Wie mich selbst soll ich meinen Nächsten lieben;

ihm mehr als sieben mal sieben vergeben.

Das bedeutet nicht, mich wie Dreck behandeln zu lassen,

und sie weiter in meinem Herzen heimlich zu hassen.

Ein Mobber ist ein Gefangener seiner eigenen Unzufriedenheit.

Um seinen Frust auszulassen sucht er stets nach einer Gelegenheit.

Doch wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.

Dafür wird Gott fürwahr sorgen und der Sieg ist mein.

Dazu muss ich ihm vertrauen ganz.

Nicht sie, sondern er gibt mir wahren Glanz.

Er wird mich wieder vollständig machen.

Dann kann ich neu vom Herzen lachen.

“Seelenstiche” wurde zuerst im Klartext-Magazin veröffentlicht.

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Interviews

Kiffen vs. Glaube

Im Interview mit Scott W.

Das Interview mit Scott über seine Drogensucht, das Kiffen, habe ich ursprünglich für die Zeitschrift Dran geführt. Mit freundlicher Genehmigung von beiden Parteien veröffentliche ich nun das Ergebnis auch hier.

Mit 15 raucht Scott seinen ersten Joint. Jahrelang bestimmen die Drogen seinen Alltag, bis er erkennt, dass die vermeintliche Freiheit sein Gefängnis ist.

Scott, wie bist du das erste Mal mit Drogen in Berührung gekommen?

Wir haben uns in der Gemeinde ein Fußballspiel angeschaut. In der Halbzeit sind ein paar Jugendliche zum Kiffen woandershin gegangen. Ich habe einfach mitgemacht und mir nicht viel dabei gedacht. Körperlich habe ich nicht viel gemerkt. Es war nur komisch, danach wieder ins Gemeindehaus zurückzugehen. Erst beim nächsten Joint hatte es richtige Auswirkungen: Es hat sich gut angefühlt und war auch witzig.

Warst du zu diesem Zeitpunkt schon gläubig?

Kinderkirche, Jugendarbeit – ich bin mit dem Glauben aufgewachsen. Gleichzeitig haben mich die Dinge der Welt immer angezogen. Ich wusste, dass das Kiffen nicht zum Glauben passt, habe aber trotzdem weiter gemacht.

Wie hat sich das Kiffen auf deinen Alltag ausgewirkt?

Ich war süchtig. Das hat sich darin gezeigt, dass ich ein Doppelleben geführt habe. Ich bin weiterhin brav zur Gemeinde und in den Jugendkreis gegangen, gleichzeitig habe ich meine Eltern ständig belogen. Ich kam immer erst spät nach Hause, damit ich ihnen abends nicht bekifft begegnen musste. Mir hat alles andere kaum noch Spaß gemacht. Es hat mich einfach nichts mehr interessiert. „Wann kann ich endlich wieder kiffen?“, war so ziemlich der einzige Gedanke, den ich damals hatte.

Haben deine Eltern, Geschwister oder Freude mal interveniert?

Gott hat immer interveniert, sonst eigentlich niemand. Meine Eltern und älteren Geschwister haben kaum bis nichts davon mitbekommen. Meine Freunde wussten es schon, vor allem die im Jugendkreis. Dadurch, dass ich immer mehr gekifft habe, bin ich aber immer seltener in die Gemeinde gegangen. In dieser Zeit hat Gott anders zu mir gesprochen. Einmal habe ich mir eine Folge der Serie „Scrubs” angeschaut. Darin sind einige Menschen gestorben. Es war so, als ob Gott zu mir gesagt hätte: „So lebst du gerade. Du bist eigentlich tot – geistlich gesehen”. Daraufhin habe ich mit dem Kiffen aufgehört, mich von dem Freundeskreis getrennt und bin wieder in den Jugendkreis gegangen. Das war richtig cool eine Zeit lang. Aber irgendwie habe ich dort nicht das bekommen, was ich wollte. Am Anfang brannte ich für Jesus, später nahm dieses Feuer wieder ab und ich suchte nach etwas anderem. Und so kam ich in einen Teufelskreis: Jedes Mal, wenn ich erneut mit dem Kiffen angefangen habe, ging es ein Stück schneller bergab mit mir.

Welche Gedanken kamen dir, als du dann mit den Drogen aufhören wolltest?

Ich weiß noch, dass ich schon lange damit aufhören wollte. Gleichzeitig war die Vorfreude aufs Kiffen aber immer so immens. Als ich dann wieder high war, habe ich gemerkt, dass es sich doch nicht so gut anfühlt. Und es mir überhaupt nicht guttut. Dann wollte ich wieder aufhören. Letztes Jahr war ich sehr enttäuscht von mir selbst. Ich bekam das Leben mit Jesus überhaupt nicht auf die Reihe. Dann passierte was Krasses – es war so als ob der Teufel zu mir sagen würde: „Du bist lauwarm. Gott gefällt das gar nicht. Er wird dich ausspucken! Ich mache dir ein Angebot: Lass deinen kleinen Glauben an Jesus einfach los, dann kannst du dein Leben weiter so leben, wie du es sowieso schon tust. Aber du kannst es viel mehr genießen. Mit Geld, Frauen und Fame.” Das waren nicht meine eigenen Gedanken. Ich wusste, dass es nichts nützt, wenn man die ganze Welt gewinnt, aber dabei seine Seele verliert. Gleichzeitig wollte ich mein Leben aber auch nicht von Grund auf ändern.

Wie hast du dann mit den Drogen aufgehört?

Ich hatte bestimmt ein halbes Jahr lang nicht mehr in der Bibel gelesen oder gebetet. Es hat mich immer etwas davon abgehalten. Irgendwann habe ich mich einem Kumpel anvertraut und er hat eine kleine Gebetsgruppe für mich gestartet. So begann meine Befreiung. Ein paar Wochen später habe ich es auch meiner Familie erzählt, die dann ebenfalls für mich gebetet hat. Danach habe ich mich befreit gefühlt und wieder intensiv nach Gott gesucht. Doch das hat schnell wieder nachgelassen, weil Gott mir nicht geantwortet hat. Ich dachte damals: Ich habe für ihn die Drogen aufgegeben, aber er lässt sich nicht von mir finden? Dann kann ich auch Kiffen und bin wenigstens für zwei oder drei Stunden gut drauf. Danach kann ich Gott ja wieder um Vergebung bitten. Daraufhin folgte ein richtiger Horrortrip. Inmitten dieses Trips hat Gott mir gesagt, dass er nicht will, dass ich irgendwelche Sachen für ihn aufgebe, sondern dass ich aufgebe, für mich selbst zu leben. Am nächsten Tag habe ich den Lobpreissong „To be near you“ angehört: „God you know, my heart is divided. And my lips have worshiped many idols.” Das hat mich total getroffen. Ich hatte immer Angst etwas aufzugeben, weil ich dachte, dass dann nichts mehr von mir übrigbleibt. Aber weil Gott trotz seiner Größe für mich gestorben ist, entschied ich mich schließlich doch dafür. Es war dann so, als hätte ich ein neues Herz bekommen. Ich habe geweint. Das erste Mal wieder, seit ich ein Kind war.

Wie hast du dir ein hingegebenes Leben als Christ denn vorgestellt?

Früher dachte ich, dass ich frei bin, wenn ich ohne Gott lebe. Ich könnte tun, was ich möchte. Aber in Wirklichkeit ist man nicht frei, sondern Sklave der Sünde und fühlt sich dazu gezwungen, bestimmte Dinge zu tun. Ich glaubte, dass ich als Christ meine Freiheit verlieren würde, weil ich diese ganzen Regeln einhalten müsste. In Realität sind die Regeln aber genau dafür da Freiheit zu geben. Nicht weil ich gezwungen bin sie einzuhalten, sondern weil ich weiß, dass es das Beste für mich ist.

Führst du immer noch einen Kampf gegen die Drogen?

Mittlerweile denke ich gar nicht mehr daran, obwohl ich ständig von Leuten umgeben bin, die kiffen.

Welchen Ratschlag würdest du Menschen geben, die mit den Drogen aufhören wollen?

Gebet! Erzählt anderen davon und bringt eure Probleme ans Licht. In christlichen Kreisen schämt man sich oft dafür, aber im Licht verliert das Dunkel seine Macht. Wenn man Leute hat, die für einen beten, dann kann es richtig krasse Befreiung geben. Genauso wichtig ist es aber, dass man sich nach der Befreiung mit etwas anderem füllt: mit Jesus. Ansonsten kann es sein, dass man einen heftigen Rückfall hat.

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Gedicht

Der Tod

Der Tod ist unvermeidlich,

immer unausweichlich

und gleichzeitig völlig unbegreiflich.

Mit nichts anderem zu vergleichen.

Eine solche Konsequenz und Endgültigkeit nicht anders zu erreichen.

Irgendwann trifft es jeden.

Jeder muss einmal sterben.

Das ist die traurige Wahrheit.

Das kann ich sagen mit Klarheit.

Akzeptiere es: Der Tod gehört einfach zum Leben!

Falsch: Der Tod ist das Gegenteil vom Leben!

Er ist der ultimative Gegner des Menschen

Doch was bringt es schon gegen ihn zu kämpfen?

Nichts! 

Auch du wirst einmal schauen müssen ins Angesicht dieses Bösewichts.

Gleichzeitig dient er uns wie ein alter Freund,

der seine Zuständigkeit nie versäumt.

Brauchst du dafür einen Beweis?

Ich gebe dir einen Hinweis:

Willst du etwa für immer leben in dieser Welt?

Nein, nicht wenn sie sich so verhält.

Mit all ihrer Härte,

ihrer elenden Herzenskälte.

Krieg, Unglück und Gebrechlichkeit,

Krankheit, Starrsinn und Ungerechtigkeit.

Nein, danke. Nicht mit mir!

Tod, hol mich hier raus, bevor ich meinen Verstand verlier!

Sterben ist mein Gewinn.

Ergibt das für dich irgendeinen Sinn?

Doch noch will ich nicht gehen, 

habe noch so viel zu geben

zu nehmen

zu sehen

und zu erleben.

Bis zum bitteren Ende kämpfe ich diesen Kampf

– manchmal ist das Leben wie ein einziger Krampf.

Doch muss das Ende denn immer bitter sein?

Nein!

Fest steht aber: Beim Sterben ist man allein.

Die Frage danach, was danach kommt,

beantworte ich dir prompt:

Das entscheidest du selbst.

Durch eine Entscheidung, die du für den Rest deines Lebens fällst

und darüber hinaus. 

Eine Entscheidung für die Ewigkeit jetzt im Voraus.

Meine Entscheidung ist bereits getroffen

Ich brauch nicht mehr, nur noch zu hoffen.

Nein, ich darf wissen

und das möchte ich nicht missen.

Mein Leben nach dem Tod?

Bei ihm für immer, meinem Gott!

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Gedanken

Die beiden – eigentlich

Die beiden – eigentlich

Eigentlich kennen die beiden sich nicht. Na ja, zumindest nicht besonders gut. Auf jeden Fall nicht so gut, wie sie sich eigentlich kennen müssten oder kennen könnten nach alldem, was sie miteinander erlebt haben. Aber: Haben sie überhaupt etwas „miteinander“ erlebt oder war es nicht viel eher ein „Gegeneinander?“ Und was heißt in diesem Zusammenhang „kennen“ überhaupt? Bedeutet es, die Geheimnisse des anderen zu kennen? Zu verstehen, wie der andere tickt und handelt? 

Hier drängt sich förmlich auch die Frage auf, in welchem Verhältnis die beiden zueinander stehen. Mögen sie sich gegenseitig? Das bezweifle ich sehr! Ist es pure Konkurrenz? Dazu ein klares Ja von mir. Trotzdem wäre es nicht falsch mal darüber nachzudenken, ob sie sich gegenseitig auch nützlich sein können; voneinander lernen können. Schließlich könnten sie ja gegensätzlicher nicht sein! Und Gegensätze ziehen sich doch an und ergänzen sich gegenseitig, oder? Das tun sie eigentlich, ja. In diesem Fall kann man aber auch beim besten Willen nicht behaupten, dass ihnen dieses Ergänzen guttut – keinem von beiden. Ein Anziehen findet auch nicht statt. Ganz im Gegenteil: Sie finden sich gegenseitig ziemlich abstoßend. 

Manche meinen gar, die beiden verhielten sich so wie jeweils eine Kehrseite der Medaille. Ich bin mir da nicht ganz sicher: Es ist nämlich eher so, dass je größer einer der beiden wird, desto kleiner wird automatisch der andere. Welche Konsequenz es hat, wenn beide gleich stark sind, das kann ich nicht sagen. Vielleicht steht dann alles auf null. Eine perfekte Harmonie entsteht so aber definitiv nicht. Berechtigte Zwischenfrage: Welches Selbstbild haben die beiden eigentlich? Ein realistisches oder ein verzehrtes Bild?

An dieser Stelle muss ich nun doch sagen, dass die beiden sich gegenseitig wahrscheinlich doch besser kennen, als ich es am Anfang meiner Überlegungen behauptet habe. Und das ist es auch, was sie aneinander das Fürchten lehrt: Sie wissen, was der jeweils andere alles anstellen kann.

Viele Fragen bleiben offen. Doch es gibt auch Dinge, die klar sind und hier noch nicht erwähnt wurden: In Realität existieren die beiden oft nebeneinander – sollten es aber eigentlich nicht. Der eine ist gut, der andere böse. So einfach ist das. Oder kommt es doch auf die konkrete Situation an? Es heißt, dass man nur ein wenig von dem braucht, der gut ist, um Großes bewirken zu können. (Bedeutet das wiederum, dass viel von dem „Bösen“ schon in Ordnung geht oder nicht ausschlaggebend ist?) Gleichzeitig kann der „Böse“ der beiden dem „Guten“ zeitweise sogar helfen, indem er ihn daran erinnert, wohin es nicht gehen soll. 

Außerdem: So ganz alleine kann keiner der beiden existieren. Aber auch zu zweit ergibt ihr Dasein keinen Sinn. Sie brauchen immer jemand anderes: Dich und mich. Den Menschen an sich.

Ich kenne beide gut. Sie führen in meinem Inneren einen ständigen Kampf. Die beiden heißen Glaube und Zweifel. Der Glaube ist stärker. Eigentlich.

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Satire

Antrag auf Einzelfallentscheidung

Ministerium für Soziales, Integration und Gesundheit

Stand: Seitdem die Regierung mit 1,5 m Abstand und Maske die Weltherrschaft an sich reißen will

Antrag auf Einzelfallentscheidung gegen eine Corona-Zwangsschutzimpfung gemäß Art. 1–3 und Art. 5 GG und entgegen allem dem, was  in der Coronavirus-Impfverordnung (CoronaImpfV) steht.

Persönliche Angaben des Antragsstellers/der Antragsstellerin

Vor- und Spitzname in der Querdenker-Community:      ______________________________________________________

Gewünschtes Geburts- und Todesalter:                           ______________________________________________________

Sterbeort:                                                                       ______________________________________________________

Ort, an dem Sie sich im Falle einer politischen Verfolgung vor uns verstecken würden:

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Alle ihre Passwörter mit Angabe der dazugehörigen Geräte und Accounts [in eckigen Klammer]:

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Stuhlgangzeiten: ___________________________________________

Letzte Stuhlprobe bitte hier mit einer Kuchengabel verstreichen:

Mit meiner Unterschrift dieses Antrags auf Einzelfallentscheidung bestätige ich, dass ich auf die Zwangsschutzimpfung verzichte und im Gegenzug dazu, nie wieder ein Restaurant, Schwimmbad, Sportplatz, Theater, Kinosaal, Supermarkt oder öffentlichen Parkplatz betreten werde. In meinen eigenen vier Wänden werde ich 24/7 eine medizinische Maske tragen und vor jedem Verlassen des Hauses/der Wohnung einen Schnelltest durchführen.

Sollte ich jemals durch Altersschwäche, Parasitenbefall, Vergiftung, Ertrinken, Ersticken, ein Gewaltverbrechen oder einen Unfall sterben, wird mein Tod in die Corona-Sterbestatistik mit aufgenommen.

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Unterschrift des Verstörungstheoretikers

(Achtung: Formular gilt auch ohne Ihre Unterschritt, sobald Sie es angefasst oder gelesen haben.)

Folgende Anlagen bitte beilegen:

– ausgedruckter Telegram-Gruppenchatverlauf

– aktueller positiver Schnelltest

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Von Gelbtönen – eine Bildbeschreibung

Bildbeschreibung
Gemalt von Elsa Enns

Gelbtöne auf der Leinwand. Warm und herzlich strahlen sie ihren Betrachter an. Sie existieren zwar auch ohne ihn, erfüllen so jedoch nicht ihren Zweck. Die Gelbtöne sind sich ähnlich, doch niemals gleich. Aus Rot und Grün entstehen sie und werden hier von ihnen begleitet und durchdrängt. Im halblautem Ton und dann doch ganz bestimmend. 

Die Farben und ihre Nuancen überlappen einander und sind doch scharf und deutlich voneinander abgegrenzt. Sie fließen ineinander, spielen miteinander, umschmeicheln sich. Sie inspirieren sich gegenseitig. Alle Farben haben ihren Platz. Sie liegen diffus und doch perfekt geordnet zueinander. Einige versuchen andere auszustechen, funktionieren jedoch nur mit  diesen gemeinsam. Manche Farben schaffen es herauszustechen – sie sind dazu geboren. Andere bilden eine Art Fundament für die herausstechenden Farben – sie werden so in die Ewigkeit eingehen.

Je näher der Betrachter der Leinwand kommt, desto bläulicher erscheint ihm unverhofft der ein oder andere Grünton. Wer auf die Komplementärfarbe zu Gelb, das Violett, hofft, der hofft vergeblich. Selbst wenn man auf den zweiten oder dritten Blick das Gegenteil behaupten möchte; man sich im Grunde fast schon von seinem Gewissen dazu gezwungen sieht: Die Unfarbe glänzt durch Abwesenheit. Denn wer genauer hinschaut, erkennt seine Wunschfarbe als Rosa an.

Von Makel freie Unebenmäßigkeiten in der Struktur. Niemand kann sagen, woher sie kommen und wieso sie da sind; warum sie an manchen Stellen ganz fehlen und weshalb eine Seite das Privileg hat, mehr davon für sich vereinnahmen zu dürfen als die andere. Ihre Zartheit lässt die Erhebungen ab und an bröckeln.

Zusammen mit einer Idee von Schwarz und Weiß bilden die verschiedenen Gelb-, Rot- und Grüntöne zwei Rahmen: einen inneren und einen äußeren. Oder sind es doch vier? Diese Frage bleibt unbeantwortet. Der äußerste Rahmen ist nicht so weit außen, dass er das Gelb abgrenzen oder gar in Konkurrenz mit ihm treten könnte. Doch das hat es auch nicht vor. Besonders das Schwarz kann flächenmäßig hier nicht mithalten. Außerdem erweist es sich in allen strukturellen Rahmen der Leinwand unter Umständen als Oxford Blue. Ein solcher Umstand ist das Betrachten seiner in einem Abstand fernab aller Weite.

Der innerste Rahmen ist nicht so weit innen, dass man ihn als den Kern, das Herz, des Bildes bezeichnen könnte, sondern mehr als dessen Stütze. Als Schutz dessen, was es in seiner Schönheit zu beschützen gilt. Dieser Rahmen ist wie eine Membran, die undurchlässig ist und doch selektiv in ihrer Permeabilität. 

Die Rückseite der Leinwand besitzt keine dieser Farben.

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Kurzgeschichte

Maries Geheimnis

Eine Kurzgeschichte

Maries Geheimnis – eine Kurzgeschichte
Bild von Clarisse Meyer
Marie

Dunkle Augen, breite Schultern und ein strahlend weißes Lächeln: Marie erwischt sich selbst dabei, wie sie Henri bewundert, als er den Flur betritt. Diese Schwärmerei muss sofort aufhören! Mit jedem Schritt, den sie auf Henri zugeht, wird sie nervöser.

Wie wird er wohl reagieren, wenn sie ihn gleich damit konfrontiert? Ihm klarmacht, dass sie sein unverantwortliches Verhalten nicht mehr dulden will? Nicht mehr dulden kann! Wird dieses Gespräch ihren Job gefährden oder gar ihre Beziehungen in Mitleidenschaft ziehen? Nein, dafür müsste er ja … und das würde er sich doch sicherlich nicht trauen, oder?

„Kann ich dich bitte mal kurz sprechen, Henri?“. Marie versucht entschlossen rüberzukommen, doch Henri grinst sie sofort schelmisch an. Hat er etwa ihre Nervosität bemerkt? So schnell? „Wo drückt denn der Schuh, Marie? Dein Lippenstift steht dir übrigens ausgezeichnet! Wie findest du eigentlich meine neue Fliege?“. Henri richtet seine Fliege und strahlt dabei übers ganze Gesicht. „Ähm, danke. Deine Fliege, äh, ja … Die ist …“, stammelt Marie. Dann sammelt sie sich wieder ein wenig und meint nun deutlich energischer: „Henri, ich muss jetzt wirklich über was Ernstes mit dir sprechen! Und zwar unter zwei Augen!“ – „Da muss aber jeder von uns ein Auge zudrücken. Oder einer von uns gleich beide?“ scherzt Henri. „Was?“, fragt Marie verwirrt. Henri erklärt: „Du hast dich versprochen. Du hast „unter zwei Augen“ gesagt. Mache ich dich etwa so nervös?“ Marie reicht es. Sie wird lauter: „Genau darum geht es: Ich will nicht wieder ein Auge zudrücken müssen!“ Zwei Kolleginnen, die sich gerade zufällig auf dem Flur befinden, drehen sich neugierig zu ihnen, tuscheln dann miteinander. „Ich denke, wir unterhalten uns besser in meinem Büro weiter“, erwidert Henri ernst. Er wirkt etwas geschockt von Maries Tonlage. Ihr ist das nur recht.

Kaum ist die Bürotür zu, platzt es wieder aus Marie heraus: „Ich weiß von dir und Lisa!” Henri wendet ruckartig seinen Blick zum Boden. „Meine Schwester“, fügt Marie im scharfen Ton hinzu, „ist seit 13 Jahren glücklich verheiratet! Willst du etwa ihre Ehe ruinieren? Sie und Marc haben drei kleine Kinder zusammen! Hast du denn gar kein Gewissen?“. Henri fummelt nervös an seiner Fliege herum, schaut dann Marie betroffen an. Marie redet weiter auf ihn ein: „Henri, ich flehe dich: Bitte beende diese Affäre. Oder willst du wirklich so weiter machen in deinem Leben? Dich an jede Frau heranmachen, die bei drei nicht auf dem Baum ist? Ganz gleich, ob dabei sogar Familien kaputtgehen?“ Stille. Die beiden stehen sich gegenüber und schauen sich tief in die Augen. Marie weiß, dass das, was sie da eben gesagt hat, sie in große Schwierigkeiten bringen kann. Und doch ist sie sich sicher, das einzig Richtige getan zu haben.

„Ich weiß nicht, ob du so mit deinem Chef sprechen solltest! Außerdem: Lisa ist erwachsen und so glücklich kann sie ja mit Marc nicht sein, wenn sie …“ Marie unterbricht: „Lisa hat letztes Jahr ein Baby verloren. Sie ist völlig verwirrt vor lauter Trauer und du nutzt das hemmungslos aus!“ – „Baby verloren? Das wusste ich nicht“, antwortet Henri betroffen. „Jetzt weißt du es ja es und kannst die Finger von ihr lassen!“, entgegnet ihm Marie. „Von wem ich die Finger lasse oder nicht, das ist immer noch meine Sache. Aber hey, Marie, ich tue dir diesen Gefallen“, erwidert Henri. „Was? Was soll das heißen?“, fragt Marie misstrauisch. „Das soll heißen, dass ich Linda gleich anrufe und die Affäre mit ihr beende.“ Marie hackt noch mal nach: „Wie, einfach so?“ – „Ja einfach so. Ich möchte nämlich nicht, dass diese Sache zwischen uns beiden steht. Ich möchte Lars auch weiterhin als einen meiner besten Freunde behalten. Und dich schätze ich auch sehr, Marie“, meint Henri versöhnlich. „So als Mensch meine ich“, fügt er noch schnell hinzu.

Henris letzte Aussage triggert Marie: „Du sagst, du schätzt mich als Mensch? Ich bin viel besser in meinem Job als du! Das kann hier jeder bestätigen! Und trotzdem hast du die Stelle hier bekommen! Ich kann dir auch genau sagen, warum: Weil du mit unfairen Mitteln spielst! Deinen Charme und dein Aussehen einsetzt! Deine Bettgeschichten haben dich dorthin gebracht, wo du jetzt bist – nicht dein Talent oder harte Arbeit.“ In einem traurigen und gleichzeitig fast schon resignierenden Ton fügt sie hinzu: „Du kommst einfach immer mit allem durch. Und trotzdem lieben dich alle. Das ist doch Irrsinn.“ – „Du findest mich also charmant und gut aussehend?“, erwidert ihr Henri grinsend? Marie rollt genervt ihre Augen.

„Sag mal, geht es dir eigentlich wirklich ausschließlich um das Wohl deiner Schwester und um den Chefposten, oder bist du vielleicht eifersüchtig, weil ich mich mit Lisa und nicht mit dir treffe?“, fragt Henri sie im ruhigen, aber ganz entschiedenem Ton. Marie versucht ihre Fassung zu wahren. „Henri, der Kuss ist schon fast zwei Jahre her! Es war Alkohol im Spiel. Sehr viel Alkohol! Und wir haben uns geschworen, nie wieder ein Wort darüber zu verlieren!“ Schweigen. „Okay, geh bitte wieder einfach an deine Arbeit. Ich beende mein Verhältnis mit Lisa noch heute, versprochen“, verkündet Henri ernst. Marie verlässt zögerlich das Büro. Er scheint es wirklich ehrlich zu meinen. Und doch zweifelt Marie noch, ob Henri das wirklich durchzieht.

Lisa

Lisa gießt ihre Balkonblumen. Die Lilien, Gladiolen und ein paar der Begonien sind schon relativ gut gewachsen. Sie hat eine Tagesdecke über sich gelegt, schließlich ist es Anfang April und noch ein wenig frisch. Glücklicherweise hat sie heute frei: Überstundenabbau.

Es ist seit Langem der erste Tag, an dem Lisa so richtig aufatmen kann. Der Kleine ist in der Kita, die zwei Großen in der Schule bei der Nachmittagsbetreuung. Ihr Mann Marc ist auf der Arbeit – das ist er aber ständig, seitdem sie das Kind verloren haben. Und wenn er denn mal zu Hause ist, dann streiten die beiden sich nur noch. Zum Beispiel darüber, dass er sie völlig mit ihrer Trauer um das Kind alleine lässt. Außerdem blockt er alle Intimitäten mit Lisa ab, kümmert sich nicht um den Haushalt und legt auch keinen allzu großen Wert mehr auf sein Äußeres.

Henri dagegen ist charmant, aufmerksam und dazu auch noch wahnsinnig gut aussehend. Und Lisa ist schließlich auch nur eine Frau mit Bedürfnissen. Dass mal was zwischen ihm und ihrer Schwester lief, das verdrängt sie. Schließlich war es nur ein Kuss und ist auch schon eine Weile her. Gestern Abend hat Lisa Marie sogar von der Affäre erzählt. Gefreut hat sich diese zwar nicht, aber dicht halten wird sie ganz sicher! Lisa hält schließlich auch dicht.

Lindas Smartphone klingelt. Sie freut sich, dass der Bildschirm „Ulrike“ anzeigt. So hat sie Henris Nummer abgespeichert, damit ihr Mann Marc keinen Verdacht schöpft. „Hey, Süßer“, haucht sie verführerisch in den Hörer. Henri spricht. „Wieso schlägst du den so einen ernsten Ton an?“, fragt Lisa irritiert. Henri spricht weiter. „Was?“, wimmert Lisa. Ihre Augen tränen. Sie schluchzt auf und sinkt aufs Sofa. Ihr Smartphone lässt sie langsam in ihrer Hand entlang ihres Körpers nach unten gleiten, bis sie es ganz loslässt. Lisa braucht eine ganze Weile, um sich zu sammeln. Dann hebt sie wieder ihr Handy auf und wählt Maries Festnetznummer.

Es klingelt …

Henri

Henri legt den Hörer auf. Gut, das wäre dann geschafft! Hoffentlich nimmt Linda es nicht so schwer … Er geht in seinem Büro auf und ab, versucht sich wieder zu sammeln, was ihm jedoch nicht gelingt. Wie soll er denn jetzt auch bitteschön weiterarbeiten, nach alldem, was heute alles passiert ist?

Dass Marie ihn heute so konfrontiert hat, das findet er insgeheim überaus nobel und mutig von ihr. Aber so ist sie eben: nobel, mutig, schön, intelligent und anmutig. Und wie gut sie heute wieder gerochen hat. Wie gerne hätte Henri sie eben an sich gerissen, sie voller Leidenschaft geküsst. Doch das geht nicht. Nicht heute. Nicht morgen. Niemals wieder. Dafür hat er viel zu viel Respekt vor Lars. Und vor dem, was Lars so alles über ihn weiß. Aber Marie ganz loszulassen, sie zu entlieben – das kann er nicht.

Henri setzt sich wieder an der Rechner, möchte seine Mails checken. Das Postfach ist voll mit wirklichen wichtigen Nachrichten von wirklich wichtigen Kunden, doch das ist im gerade völlig schnuppe. Wie anders wäre sein Leben wohl verlaufen, wenn er sich woanders beworben hätte und nicht bei der “Wortspielerei Fabrik”? Doch er wollte dorthin, wo Marie arbeitet. Recht schnell hat Henri dann aber begriffen, dass er als Chef viele Gründe finden könnte, mehr mit Marie zusammenarbeiten zu „müssen“. Das Problem war nur, dass Marie diesen Posten wollte und ausgezeichnete Arbeit leistete. Also hat er mit seiner Vorgängerin Elisabeth Bauscher geschlafen. Attraktiv fand er die Frau nicht. Alle seine Affären sind entweder strategisch oder dienen zur Betäubung seines Liebeskummers. Keine Frau kommt an Marie ran. Auch Lisa nicht. Mit ihr hat er sich eingelassen, weil sie Marie sehr ähnlich ist: die schlanke Figur, die großen Rehaugen, die Stimme. Aber Lisa ist jetzt sowieso Geschichte.

Lars ruft an.

Das Abendessen mit Lars

Als Marie am Abend nach Hause kommt, wird sie von einem gut gelaunten Lars mit einem leidenschaftlichen Kuss an der Tür begrüßt. Lars hat gekocht. Aber der Tisch ist für drei gedeckt. „Wir haben heute einen Überraschungsgast. Er müsste in etwa zehn Minuten hier sein“, verkündet er feierlich.

Zehn Minuten später steht Henri vor der Tür. Lars begrüßt ihn überschwänglich. Die Begrüßung zwischen Marie und Lars fällt dagegen steif und unbeholfen aus. Henri und Marie setzten sich gegenüber von Lars – so wünscht es sich der Koch.

Marie nimmt sich etwas Salat. Die Männer greifen beim Fleisch zu. „Übrigens: Ich weiß von eurem Kuss“, erwähnt Lars wie beiläufig. Marie erstarrt vor Schreck. Henri versucht sich zu erklären: „Lars, ich …“ Lars unterbricht: „Wisst ihr, ich habe so etwas schon geahnt. Zwei so attraktive Menschen, die müssen sich doch sicherlich gegenseitig interessant finden. Ich kann euch beruhigen. Ich vergebe euch.“ Marie und Henri sind sichtlich verwirrt.

Lars gießt sich seelenruhig Wein in sein Glas ein und spricht dann unbeirrt weiter: „Eine Sache wäre da allerdings noch: Henri, ich würde dich bitten, deinen Chefposten an Marie abzutreten. Dann erfährt auch niemand, wie du mit den Finanzen der Firma hantierst. Marie, nächste Woche fliege ich mit Lisa auf die Malediven. Dein neuer Posten wird uns das finanzieren. Marc glaubt, es sei eine Geschäftsreise. Ich bitte dich da um Verschwiegenheit und auch Nachsicht in Bezug auf unsere Ehe.“ Henri und Marie starren Lars fassungslos an. Lars erklärt: „Marie, als ich dich kennengelernt habe, war Lisa schon verheiratet. Ich wollte kein Ehebrecher sein, da habe ich eben dich genommen. Nun ja, Lisa und ich möchten nun gemeinsam ein kleines außereheliches Abenteuer wagen. Wie gesagt, ich bitte dich da um Nachsicht, weil ich mich sonst dazu gezwungen sehe, auf unseren Ehevertrag zurückzugreifen. Du weißt, ich bin ein ausgezeichneter Anwalt. Und jetzt entschuldigt mich bitte.“

Lars geht in die Garage und erhängt sich.

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Zum Weiterschreiben

Zoom-Meeting mit dem Chef

Ein Gesprächsverlauf

Zoom-Meeting mit dem Chef
getcrissant

Herr Bauer ist mit seinem Vorgesetzten Herrn Meyer zu einem Zoom-Meeting verabredet. Er ist spät dran …

Bauer (sitzt im Auto, etwas außer Atem): Bitte entschuldigen Sie meine Verspätung, Chef. Ich komme gerade aus dem Krankenhaus …

Meyer (ungeduldig wartend, unterbricht): Sie sind ständig spät dran! Behalten Sie also Ihre Ausreden mal besser für sich, Bauer! Die Katze lässt das Mausen nicht! Welch ein Armutszeugnis! Dass ich das überhaupt erwähnen muss, dass Pünktlichkeit das A und O in unserem Unternehmen ist … Ihre Lohnerhöhung können Sie sich jetzt jedenfalls abschminken!

Bauer: Ach du grüne Neune! Ich habe mir den Arsch dafür aufgerissen, um es irgendwie rechtzeitig zu diesem Meeting zu schaffen, Chef. Aber ich steckte in der Zwickmühle: Meine Frau hat doch gerade erst vorgestern ein Kind bekommen. Da konnte ich mich doch nicht so schnell wieder auf die Socken machen! Ehrlich, Chef: Sie schießen mit Kanonen auf Spatzen.

Meyer: Sie können eben nicht auf zwei Hochzeiten tanzen! Und was interessiert mich denn bitteschön Ihr Blaustrumpf?

Bauer: Jetzt haben Sie auch noch die Chuzpe, meine Frau zu beleidigen!?

Meyer: Nichts für ungut, Bauer. Spielen Sie jetzt also bitte nicht die beleidigte Leberwurst! Schauen Sie sich mal Ihren Kollegen Becker an: Seine Frau und er haben vier Kinder und er kam noch nie zu einem Meeting zu spät. Sie ständig. Auf ihn halte ich große Stücke!

Bauer: Da vergleichen Sie aber Äpfel mit Birnen. Mein geschätzter Kollege Becker hat Personal zu Hause.

Meyer: Tja, da haben Sie wohl die Arschkarte gezogen! Das hätten Sie sich auch alles anschaffen können …

Bauer: Und wie bitteschön, wenn Sie mir immer wieder meine längst überfällige Gehaltserhöhung verweigern? Das ist doch zum Mäusemelken!

Meyer: Machen Sie sich bitte nicht zum Affen hier: Für Ihre 08/15-Arbeit verdienen Sie auch überhaupt keine Lohnerhöhung! Ihre Alltagsverpflichtungen kommen Sie entweder gar nicht nach oder schaffen diese nur mit Ach und Krach und mit Hängen und Würgen. Und wenn Sie weiterhin so mit mir reden, dann sind Sie bald ganz weg vom Fenster! Darauf können Sie einen lassen!

Bauer: Aber Chef, Sie suchen bei mir immer das Haar in der Suppe. Meine Arbeit trägt doch auch Früchte! Denken Sie mal an die Vertragsabwicklung mit der Schäfer GmbH. Sie wissen doch: Mit der Chefabteilung war dort gar nicht gut Kirschen essen. Ich habe es als Einziger geschafft, mit ihm auf gutem Fuß zu stehen.

Meyer: Bauer, Sie glauben wohl, Sie seien mit allen Wassern gewaschen, was? Der Deal war Ablage P. Sie haben damit ihrem eigenen Unternehmen einen Bärendienst erwiesen.

Bauer: Dass die nach sechs Monaten pleitegehen, das konnte niemand voraussehen. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen.

Meyer: Sie hätten ihnen vorher mal richtig auf den finanziellen Zahn fühlen sollen. Wissen Sie was, Herr Bauer: Sie bekommen von mir nicht nur keine Lohnerhöhung, sondern auch eine saftige Lohnsanktion!

Bauer: Was?!

Meyer: Da geht Ihnen wohl Ihr Arsch auf Grundeis, wie? Bauer … äh, ich meinte Peter … Der Becker ist aus dem Raum raus – dieser ungläubige Thomas. Wir können jetzt mit dem Quatsch aufhören!

Bauer: Endlich. Hat er es geschluckt, Günther?

Meyer: Davon gehe ich schwer aus. Die werden es niemals herausfinden, dass wir unter einer Decke stecken …

Bauer: Hoffentlich ….

Und: Fandest du den Dialog gelungen? Ich auch nicht so besonders. Aber: Er ist hier auch noch nicht zu Ende. Das Ende muss noch geschrieben werden. Und zwar von dir! Was steckt hinter diesem falschen Schlagabtausch zwischen Herrn Bauer und seinem Vorgesetzten? Und was hat Kollege Becker mit der ganzen Sache zu tun? Beende den Dialog und schicke mir deine Version des Endes zu. Viel Spaß!

Zoom-Meeting mit dem Chef Jessicas Ende

Jessica

Meyer: Ach, wie sollten sie – die tappen völlig im Dunkeln.

Bauer: Wenn das so wäre, wäre Becker nicht dein zweiter Schatten geworden… Ich sage dir, der hat Lunte gerochen!

Meyer: Klappt alles wie geplant, gibt es bald nichts mehr zu schnüffeln. Der wird in die Röhre schauen. Deine Kündigung samt fetter Abfindung liegt bald auf dem Tisch. Keiner wird ahnen, dass wir das geplant haben. Der hat unsere Show geschluckt – Becker denkt, wir zanken wie die Kesselflicker. Du musst mit dem Einstand in das neue Unternehmen nur wie besprochen warten.

Bauer: Ja, ja. Ich bin schließlich nicht blöd. Die Stelle trete ich an, wenn sich der Staub gelegt hat.

Meyer: Mein Teil der Abmachung ist damit erfüllt. Ich hoffe, du hältst dich auch an deinen… Ich rate dir, mich nicht übers Ohr zu hauen! Du magst etwas gegen mich in der Hand haben, aber unterschätze mich nicht.

Bauer: Ganz ruhig. Alles, was ich wollte, war die Firma für das Jobangebot zu verlassen – mit Abfindung. Ich lasse mich doch nicht lumpen. Zu lange habe ich mich in diesem Job vertrösten lassen. Das Geld habe ich mir verdient. Und zwar mit guter Arbeit, die nicht genug gewürdigt wurde. Ironisch, dass du erst gemerkt hast, wie findig und detailverliebt ich arbeite, als ich dich beim Veruntreuen im Laufe dieses einen Deals erwischt habe – ein würdiger Anreiz für einen „Bonus“. Mehr als das werde ich nicht von dir verlangen und alle Beweise werden verschwinden, sobald alles in trockenen Tüchern ist.

Meyer: Das will ich hoffen. Aber lass dir eins sagen, Peter: Diese Firma ist ein sinkendes Schiff. Ich hatte keine Wahl, als meine Schäfchen ins Trockene zu bringen. Becker und der restliche Vorstand wissen es noch nicht. Mir lasse ich aber kein X für ein U vormachen – das Unternehmen wird untergehen. Und auch ich habe viel hier reingesteckt und mir geholt, was mir zusteht.

Bauer: Dann sind wir wohl zwei, die einfach bekommen, was sie verdienen und tun dabei keinem weh …, oder?

Meyer: Keine kalten Füße bekommen, Peter! Reiß dich am Riemen. Für Gewissensbisse ist es jetzt etwas zu spät. Und wenn du schon mit der Schiene anfangen musst: Wer wird schon eine Waffenfirma vermissen? Wer wird mit den Teilhabern und Anlegern Mitleid haben, weil ihnen ein paar Tausend Euro durch die Lappen gehen? Niemand, oder?

Bauer: Ja Günther, ja. Ich bekomme mein Geld, du behältst deines und wir gehen getrennte Wege. Sobald die Kündigung durch ist, wirst du keinen Mucks mehr von mir hören. Was ist mit Becker?

Meyer: Der geht in zwei Tagen auf Geschäftsreise. Und wenn er zurück ist, ist die Sache schon ins Rollen gekommen.

Bauer: Ich baue auf dich.

Meyer: So ist’s recht. Machts gut.

Bauer: Bis dahin.

Katharina Würden-Templins Ende

Katharina Würden-Templin

Meyer: Also spitz mal deine Ohren! Ich habe bis in die Puppen gearbeitet, damit uns nichts durch die Lappen geht. Heute Nacht kann die Aktion starten. 

Bauer: Ich befürchte, dass wir damit die Büchse der Pandora öffnen …

Meyer: Hey, lass mich jetzt nicht im Stich! Ich hab die Macht, dir das alles in die Schuhe zu schieben. Wenn du türmst, wirst du auf jeden Fall den Kürzeren ziehen. 

Bauer: Okay, okay. Schalt einen Gang runter! Lass mal hören, was du in petto hast. 

Meyer: Abends werden im Tresorraum die Bürgersteige hochgeklappt. Heute hat nur die Jansen Nachtschicht, die olle Schnapsdrossel. Mit einem zwanglosen Gespräch, genügend Fusel und Schlaftabletten wird die schon ruhig zu stellen sein. 

Bauer: Hehe, die haben mit dir ja echt den Bock zum Gärtner gemacht, als sie dir die Abteilungsleitung übertragen haben. Doch lass uns auf Nummer sicher gehen. Was ist, wenn der Plan schiefgeht? Was ist, wenn der Becker doch noch Wind von der Sache bekommt?

Meyer: Tja, dann atmen wir wohl gesiebte Luft … Aber mach dir nicht in die Hose. So weit wird es nicht kommen. Wir machen uns schnell aus dem Staub und lassen uns mit der Kohle in der Südsee nieder. Ein Leben in Saus und Braus erwartet uns! Ist die Kiste startklar?

Bauer: Noch nicht. Ich wollt gleich zum Flugplatz, um alles noch mal durchzuchecken. 

Meyer: Gut, gut, Peter! 

Bauer: Was ist eigentlich mit meiner Frau und meinem Sohn?

Meyer: Die sind mir Schnuppe! Meinetwegen können die bleiben, wo der Pfeffer wächst. 

Bauer: Ich glaub, mein Schwein pfeift! Deine eigene Schwester? Ich dachte, ihr wärt ein Herz und eine Seele. Was ist mit dem Deal, dass sie mit dem Kleinen nachkommen kann? 

Meyer: Tja, die Pläne haben sich geändert. Ich will mein neues Leben nicht mit alten Ballasten beginnen. 

Bauer: Du alter Gauner! Schenk ihr wenigstens reinen Wein ein!

Meyer: Lass die Kirche mal im Dorf! Denk doch mal nach: Für sie ist es besser, wenn sie nicht weiß, wohin es uns verschlägt.  

Bauer:

Meyer: Hey, wirf jetzt nicht das Handtuch. Wir sind schon so weit gekommen. Ohne Fleiß kein Preis – und der Preis ist wirklich heiß. 

Bauer (seufzt): Das trifft den Nagel wohl auf den Kopf. 

Meyer: Ich wusste doch, dass wir ein gutes Team sind. Dann geht’s jetzt ans Eingemachte! Und, Peter … 

Bauer: Ja, Günther?

Meyer: Versuch auf keinen Fall, mich über den Tisch zu ziehen. Wie gesagt, ich sitze am längeren Hebel. 

Bauer: Keine Sorge. Ich weiß, was ich zu tun habe. 

Meyer: Dann bis heute Abend! 

Bauer: Ciao.

Anneli Schotts Ende

Anneli Schott

Meyer: Du kannst dich dann gleich bei ihm melden und mit ihm darüber reden, wie er das findet, dass sein Chef, also ich, so mit dir redet. 

Bauer: Ich hoffe, er springt drauf an. 

Meyer: Das wird er. Das war doch die perfekte Vorlage, sich bei dir über den unmöglichen Chef auszulassen. Er wird sich schon verplappern. Ich habe dir ja gesagt, dass die Zahlen schon länger nicht stimmen, aber ich kann es mir nicht genau erklären wieso. Fühl ihm mal auf den Zahn …

Bauer: Alles klar. Ich rufe ihn gleich mal an.

Ca. 30 Minuten später: Bauer ruft  Meyer an, um ihm zu berichten, wie das Gespräch mit Becker verlaufen ist. 

Bauer: Du glaubst nicht, was der Becker mir alles eben erzählt hat, Günther. 

Meyer: Da bin ich ja mal gespannt. 

Bauer: Also, ich habe voll einen auf Opfer gemacht. Dass ich so vieles tue und trotzdem keine Anerkennung beim Chef finde und es ihm nicht recht machen kann. Und er mich auf dem Kieker hat …

Und dann hat er mir gesagt: „Pass auf, ich habe da schon länger eine Sache laufen … Ich arbeite mit der Konkurrenz zusammen und leite all die Kunden und guten Deals an sie weiter. Deshalb haben die immer die ganz dicken Aufträge absahnen können und wir sind leer ausgegangen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dann wechsle ich zur anderen Seite. Die haben mir schon eine Stelle klargemacht – unter der Hand natürlich. Ich kann für dich ein gutes Wort einlegen, damit sie auch dir schon mal nen Platz freihalten können. Und dann gehen wir gemeinsam, wenn es an der Zeit ist.“

Meyer: Was?! Das kann doch nicht wahr sein. Ich glaub, ich spinne …

Bauer: Ich war genauso baff und auch erst mal sprachlos. Ich habe ihn gefragt, ob das klappt und er hat zu mir gesagt: „Na, klar, es ist nur noch eine Frage der Zeit. Mal ehrlich, willst du für so ein cholerisches Arschloch arbeiten? Spätestens nach dem Zoom-Meeting heute muss sich doch unbedingt was ändern. Oder willst du dir das weiterhin gefallen lassen? Guck doch mal, wie er mit dir umgesprungen ist. Was er dir alles an den Kopf geworfen hat. Sowas geht gar nicht!“

Meyer: Das ist genau das, was wir jetzt brauchen. Ich habe schon geahnt, dass Becker irgendwie unsauber arbeitet. Aber dass er so weit gehen würde …!? Heftig. Jetzt habe ich aber die Beweise, um nicht nur eine Kündigung zu rechtfertigen, sondern um ihm auch noch eine fette Klage an den Hals zu hängen. Wir machen ihn fertig!

Lisas Ende

Meyer: Ach, der Dödel! Der wurde mir vor Wochen vom Aufsichtsrat aufgedrängt. Zum Glück habe ich den Schnüffler durchschaut. Ich dachte schon, die hätten Wind von der Sache bekommen. Aber die sind auf dem Holzweg.

Bauer: Bist du sicher? Was treibt Becker denn den ganzen Tag bei dir? 

Meyer: Na schnüffeln, mehr nicht. Aber er stellt sich nicht besonders clever an. Der hat keinen blassen Schimmer von unserem Plan, vertrau mir!

Bauer: Ich weiß nicht Günther … Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Soll ich ihm mal auf den Zahn fühlen? 

Meyer: Bloß nicht! Du willst doch keine schlafenden Hunde wecken, oder?

Bauer: Ob sie denn wirklich schlafen? Sonst hätten sie Becker doch nicht geschickt! 

Meyer: Ich habe alles im Griff. In drei Tagen ist das Ding geritzt. Der Becker ist dumm wie Bohnenstroh und hat Tomaten auf den Augen. 

Bauer: Puh, ich bin echt froh, wenn der Spuk ein Ende hat. Dann mache ich drei Kreuze! 

Meyer: Ach Peter, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Wir sind so kurz vor dem Ziel. Und wie hat meine Oma immer gesagt: Gut Ding will Weile haben. Ach meine Oma, Gott hab‘ sie selig! 

Bauer: Ich beneide deine Gelassenheit und deinen scharfsinnigen Verstand. Ohne deinen Geistesblitz würden wir hier echt versauern. 

Meyer: Tja, jetzt gibt es nun mal kein Zurück mehr. Es ist alles in trockenen Tüchern, na zumindest fast. Oder willst du einen Rückzieher machen? Das kannst du dir abschminken! Wir sitzen im selben Boot. Ich zähl auf dich! 

Bauer: Ruhig Blut! Aber können wir nicht einen Zahn zulegen? Mir geht der Arsch schon ein wenig auf Grundeis …

Meyer: Du bist ja witzig! Wie soll das denn gehen? Am Mittwoch ist die Geldübergabe. Vorher geht es nicht. Wenn ich mein Leben hier schon hinter mir lasse, dann als reicher Mann!

Bauer: Du hast ja recht. Und du bist wirklich sicher, dass die da oben den Braten nicht riechen? 

Meyer: Ach Peterchen, du Angsthase. Keine Sorge, nach all der Zeit haben wir den Spieß umgedreht und die Fäden in der Hand! Wenn wir dem Kontaktmann die geheimen Akten überreichen, wird die Welt endlich erfahren, wie viel Dreck die feinen Herren am Stecken haben. Die Firma wird zugrunde gehen und die Chefs wandern in den Knast. Und wenn der große Knall kommt, dann sind wir zwei schon außer Landes und können die Seele baumeln lassen. 

Bauer: Du altes Schlitzohr! Ich kann es kaum erwarten. Aber meinst du, das ist der richtige Weg? Wir bereichern uns auf deren Kosten …

Meyer: Die haben sich all die Jahre einen Dreck um uns geschert! Jetzt bloß nicht weich werden. Wenn öffentlich wird, was unter der Firma lagert und wohin die unterirdischen Gänge führen, dann bekommen die schon ihre gerechte Strafe. Wir tun was Gutes! Bitte halt‘ die Füße still!

Bauer: Ach Günther, ich weiß schon, warum ich damals direkt ein Auge auf dich geworfen habe. 

Meyer: Wir sind nun mal auf einer Wellenlänge. In drei Tagen sitzen wir im Flieger und verpissen uns. 

Bauer: Das kannst du laut sagen!