Kategorien
Body image

Würdest du damit klarkommen?

Würdest du damit klarkommen?

Du hast große Träume. Und du lebst dafür, diese zu erreichen. Dein ganzer Fokus liegt auf ihnen, alles andere stellst du hintan. Mit deiner ganzen Kraft gehst du deinem Ziel entgegen – Tag für Tag. Du läufst, kriechst, schlenderst, kletterst oder schwimmst darauf zu. Denn: Manchmal geht es schnell, dann wieder langsamer vorwärts. Das weißt du und kannst es zu deinem Vorteil nutzen. Schließlich ist jeder Fortschritt ein Fortschritt, nicht wahr? 

Es kommt jedoch auch vor, dass du Schritte rückwärts machst. Dann heißt es, sich sortieren, aufraffen und wieder volle Kraft voraus! Aufgeben kommt jedenfalls nicht infrage. Aufgeben ist etwas für Verlierer und du bist schließlich kein Verlierer.

Doch was passiert, wenn du dein Bestes gibst und am Ende trotzdem scheiterst, wenn sich der erhoffte Erfolg nicht einstellt? Wenn dein Bestes einfach nicht gut genug ist? 

Würdest du damit klarkommen?

Und dann gibt es das andere Extrem: Du erreichst alle deine Lebensträume und Ziele. Nicht nur die Zwischenziele, sondern die wirklich ganz großen. Du bist euphorisch, glücklich, stolz. Man gratuliert und applaudiert dir. Doch mit dem Erfolg und dem Applaus kommen auch der Neid und die Missgunst anderer. Die Anzahl deiner falschen Freunde steigt. Du kannst nicht mehr richtig unterscheiden, wer wirklich hinter dir steht und wer nur einen Teil vom Kuchen abhaben möchte. 

Nach einer Weile merkst du auch: Deine wahr gewordenen Träume machen dich nur für eine Zeit lang glücklich. Denn was soll jetzt bitte schön noch kommen? Wofür lohnt es sich noch, morgens aufzustehen und den ganzen Tag lang hart zu arbeiten? Entweder verfällst du der Antriebslosigkeit oder du willst immer höher hinaus. Weil du immer noch kein Verlierer sein willst, entscheidest du dich höchstwahrscheinlich für Option 2. Und tatsächlich: Auch deine neu gesetzten Ziele erreichst du. 

Und lass uns mal weiterspinnen: Stell dir vor, du bist sogar so gut in dem, was du tust, dass es weltweit niemanden gibt, der dich schlagen kann. Du bist die einfach mal absolute Nummer 1 auf deinem Gebiet! Doch wie lange wird das so bleiben? Deine Konkurrenz schläft nicht und ist dir schon dicht auf den Fersen. Wie wird es für dich sein, wenn du nur noch die Nummer 2 bist und später vielleicht sogar ganz in Vergessenheit gerätst? 

Würdest du auch damit klarkommen?

Was bringen dir also alle deine Ziele und Träume? Was lehren dich deine Erfolge und Misserfolge? Und was bleibt von ihnen übrig, wenn du nicht mehr da bist?

Kategorien
Body image

Ich schließe meine Augen

Ich schließe meine Augen. Dann öffne ich sie wieder und schaue auf ein leeres Textdokument auf meinem Bildschirm. Dieses wird sich gleich nach und nach mit Buchstaben, Worten und Sätzen füllen. Inbegriffen werden Satzzeichen, Leerzeichen und Sonderzeichen sein. Das, was aufs Blatt kommt, wird zu einem Teil von dem bestimmt, was ich vorher alles erlebt und erfahren habe. Von meinen Grundüberzeugungen, Abneigungen und Launen. Und natürlich von den Umständen, unter denen ich schreibe. 

Ich schließe meine Augen.

Fehler, die mir im Dokument auffallen, kann ich einfach löschen, sodass es dann am Ende so ist, als ob es sie niemals gegeben hätte. Doch halt: Für die eigenen Fehler ist man oft blind. Ansonsten würde man sie wohl nicht machen. Man weiß es eben nicht besser. Oder schlimmer: Man möchte es einfach nicht besser wissen und schlägt nicht im Duden nach, wie etwas geschrieben wird. Andere Fehler sind Flüchtigkeitsfehler. Und diese übersieht man eben häufig auch. Deswegen nutze ich ein automatisches Rechtschreibprogramm, welches mich auf mögliche Fehler hinweist. Doch mit der Leistung dieses Programms bin ich oft unzufrieden. Deshalb habe ich mir extra ein kostenpflichtiges Rechtschreibprogramm besorgt. 

Es gibt jedoch auch Fehler, die selbst dieses Programm nicht erkennt. Fehler im Ausdruck, der Grammatik und in der Rechtschreibung. Und manchmal schlägt mir mein kostenpflichtiges Rechtschreibprogramm absolut sinnfreie Änderungen vor.

Weil sowohl ich als auch das Rechtschreibprogramm an manchen Stellen versagen, lasse ich besonders die wichtigen Texte vor der Veröffentlichung von professionellen Lektoren korrigieren. Das ist meistens nicht ganz günstig und auch für mich mit Arbeit und manchmal auch mit viel Demut verbunden. Denn wer möchte schon auf seine Fehler hingewiesen werden – besonders auf die peinlichen? Aber meine Lektoren machen das ganz behutsam. Doch eins steht fest: Auch sie können sich in ihrer Beurteilung irren. Das beruhigt und beunruhigt mich zugleich.

—————————————————————————————

Ich schließe meine Augen. Dann öffne ich sie wieder und schaue auf einen neuen Tag, der vor mir liegt. Dieser Tag wird gefüllt werden durch Sekunden, Minuten und schließlich Stunden. Inbegriffen ist das Gute, das Schlechte und alles, was dazwischenliegt. Das, was während des Tages alles passiert, wird zu einem Teil von dem bestimmt, was ich am Tag zuvor alles erlebt und erfahren habe. Von meinen Grundüberzeugungen, Abneigungen und Launen. Und natürlich von den aktuellen Tagesumständen.

Fehler, die ich im Laufe des Tages mache, kann ich am Ende des Tages nicht einfach wieder löschen und so tun, als wären sie niemals passiert. Doch halt: Für die eigenen Fehler ist man sowieso oft blind. Ansonsten würde man sie wohl in vielen Fällen erst gar nicht machen. Man weiß es eben nicht besser. Oder: Man möchte es eben nicht besser wissen und sucht nicht nach gutem Rat. Andere Fehler passieren im Stress. Auch diese Fehler fallen einem häufig selbst gar nicht auf. Deswegen weisen mich manche Menschen ungefragt auf sie hin. Doch mit ihrer Kritik und ihren Ratschlägen bin ich oft unzufrieden. Deshalb frage ich bewusst Menschen nach Rat, denen ich ein besseres Urteilsvermögen zutraue.

Ich mache jedoch auch Fehler, die selbst meine Ratgeber nicht als solche einschätzen. Fehler in meinem Umgang mit anderen, mir selbst oder mit Gott. Und manchmal schlagen mir diese Menschen sogar absolut sinnfreie Dinge vor.

Weil sowohl ich als auch andere Menschen an manchen Stellen versagen, lasse ich mich besonders bei den wichtigen Angelegenheiten von Gott korrigieren. Das ist meistens nicht ganz bequem, auch für mich mit Arbeit verbunden und manchmal auch mit Demut. Denn wer möchte schon auf seine Fehler hingewiesen werden – besonders auf die peinlichen? Aber Gott macht das ganz behutsam. Und eins steht fest: Er irrt sich niemals in seiner Beurteilung. Das beunruhigt und beruhigt mich zugleich.

Kategorien
Body image Gedanken Gedicht

Seelenstiche

Photo by Cherry Laithang on Unsplash

„Du bist hässlich, dumm und wertlos!“,

sagen sie mir täglich herzlos.

„Deine dicke Hornbrille und Pickelfresse,

ekeln alle an – genau wie deine Blässe!

„Die Ekelhafte stinkt wie ein Schwein“,

lästern sie und stellen mir ein Bein.

„Du kannst nichts – Du bist und bleibst ein Loser!“,

spotten sie und ich werd immer hilfloser!

Überall Gelächter,

spöttische Gesichter.

Sie fühlen sich stark in der Gruppe,

meine Gefühle sind ihnen schnuppe.

Sie verletzen mich mit jedem Wort,

für sie ist das so was wie ein Sport.

Ein Mörder sticht seinem Opfer in die Kehle.

Ein Mobber sticht in eine verletzliche Seele.

„Sags uns, wer liebt dich schon?!“,

fragen sie mich voller Hohn.

Ich habe keine Antwort auf ihre Frage,

frage mich aber, wie lange ich das noch ertrage.

„Du bist unnötig. Bring dich mal lieber mal um!

Niemand wird dich vermissen; sich fragen nach dem Warum.“

Keiner steht mir bei in meinem Schmerz.

Mir blutet mein verwundetes Herz.

Ihre abscheulichen Worte und Taten

ist mein Sterben auf Raten.

Sie bringen mich in allergrößte Not,

Ich wünschte mir, ich wäre längst tot.

Doch alles, was sie über mich sagen sind Lügen.

Und wieso muss ich eigentlich ihnen genügen?

Ich bin wertvoll in Gottes Augen.

Das ist wichtig und richtig zu glauben.

Trotzdem ist der tiefe Schmerz noch da,

Rache will ich üben, ja!

Doch müsste ich eigentlich kämpfen mit anderen Waffen.

So wie es mir entspricht: Ich bin wunderbar geschaffen!

Wie mich selbst soll ich meinen Nächsten lieben;

ihm mehr als sieben mal sieben vergeben.

Das bedeutet nicht, mich wie Dreck behandeln zu lassen,

und sie weiter in meinem Herzen heimlich zu hassen.

Ein Mobber ist ein Gefangener seiner eigenen Unzufriedenheit.

Um seinen Frust auszulassen sucht er stets nach einer Gelegenheit.

Doch wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.

Dafür wird Gott fürwahr sorgen und der Sieg ist mein.

Dazu muss ich ihm vertrauen ganz.

Nicht sie, sondern er gibt mir wahren Glanz.

Er wird mich wieder vollständig machen.

Dann kann ich neu vom Herzen lachen.

“Seelenstiche” wurde zuerst im Klartext-Magazin veröffentlicht.

Kategorien
Body image

Iss doch mal was!

Skinny Shaming

Ein Plädoyer gegen das Skinny Shaming

Auf einer Sommer-Veranstaltung meines Arbeitgebers werden Snacks verteilt. Man kann sich zwischen einem Donut und einer gesünderen Variante entscheiden. Ich nehme Option Nr. 2. Ein rundlicher Ehrenamtlicher Anfang 50 kommentiert meine Wahl ungefragt: „Ein Donut täte dir auch mal ganz gut!“ Er grinst stolz und zufrieden über sein ganzes Gesicht. Ich sehe den Mann zum ersten Mal. Und er tut etwas, von dessen Existenz er wahrscheinlich noch nicht einmal weiß: Skinny Shaming.

Genervt denke ich: „Ja, ganz bestimmt täte mir diese Zuckerbombe ausgezeichnet. Ich freue mich schon riesig auf die gesundheitlichen Auswirkungen vom übermäßigen Zuckerkonsum: Pickel, Karies, tiefe Falten, Cellulitis, ein schwaches Immunsystem, Aggressionen, Diabetes Typ 2 … Einfach traumhaft!“ Ironie aus. Diese gesundheitlichen Aspekte hat mein „Kollege“ bei seinem „Ratschlag“ wohl nicht beachtet. (An dieser Stelle möchte ich es mit meinen Ausführungen nicht völlig übertreiben und damit anderen die Freude am Süßen nehmen …)

Worauf er hinaus wollte, war natürlich mein Körpergewicht. Ich bin zu diesem Zeitpunkt 29 Jahre alt und wiege bei einer Körpergröße von 1,61 m ca. 48 kg. In den 13 Jahren davor variierte mein Gewicht nur leicht zwischen 47 und 52 kg. Eine Standpauke kann ich dem Typen aufgrund seiner wichtigen Funktion leider nicht halten! Ich weiß auch, dass er es eigentlich nicht böse meint. Aber was genau stört mich so an seinem Kommentar?

Es ist seine Übergriffigkeit gepaart mit Unwissenheit und Ignoranz. Jemand Fremdes etwas Ungesundes zu empfehlen, weil er/sie sehr schlank ist, macht einfach keinen Sinn! Doch das ist es noch nicht ganz: Mit seiner Aussage nimmt er sich das Recht, ungefragt über meinen Körper zu urteilen. Und sein Urteil kommt übersetzt so bei mir an: „Du bist einfach zu dünn! So wie du bist, genügst du nicht! “

Weder das erste noch das letzte Mal

Das war nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass sich jemand das Recht herausgenommen hat, meinen Körper zu kommentieren und ihn dabei als zu dünn zu bewerten.

Fast jeder zierliche Mensch hat diese eine füllige Tante, die einen auf jedem Familienfest ständig darauf hinweist, wie dünn man ist; danach fragt, ob man überhaupt irgendetwas isst und einem mit Essen mästen will. Auch diese Tante meint es eigentlich gut. Was bei mir ankommt, ist aber wieder ein ungefragtes Urteil über meinen Körper: „Du bist zu dünn, um gesund zu sein! Du bist zu dünn, um schön zu sein!“

Bodyshaming: Fat- und Skinny shamInG

Stellen wir uns das Ganze mal andersherum vor: Ich hätte dem rundlichen Mitarbeiter empfohlen, auf den Donut zu verzichten. Oder ich würde bei jedem Familientreffen ständig das Übergewicht meiner Tante kommentieren und ihr dringend eine Diät empfehlen. Schließlich mache ich mir ja nur Sorgen um ihre Gesundheit und um ihr äußeres Erscheinungsbild. Wären die beiden dankbar für meinen Tipp und würden sie sich wertgeschätzt fühlen? Sicherlich nicht! Das wäre ein absolutes No-Go und käme Fatshaming sehr nah.

Zum Fatshaming gibt es in den (sozialen) Medien in den letzten Jahren eine Gegenbewegung –endlich! Frauen mit Kurven und in Plussize präsentieren sich stolz auf Instagram und werden dafür gelobt. Das ist auch gut so. Weibliche Runden sind schön und jede Frau sollte sich in ihrem Körper wohlfühlen dürfen. Doch an vielen Stellen geschieht diese Gegenbewegung zum Fatshaming auf Kosten von dünnen Menschen. Vielen scheint es einfach nicht klar zu sein, dass urteilende oder gar abwertende Kommentare gegenüber sehr schlanken Menschen genau wie das Fatshaming eine Art von Bodyshaming sind. Sie greifen an, sie verletzen.

Skinny Shaming hat sich tief in die Gesellschaft und die (sozialen) Medien eingebürgert. Dünne Menschen bekommen ständig Sprüche gedrückt: „Iss doch mal was! Du bist nur noch ein Strich in der Landschaft!“ Oder auch: „Du siehst aus wie ein Skelett“. Besonders schlimm finde ich diesen beliebten Spruch hier: „Richtige Männer stehen auf Kurven, nur Hunde spielen mit Knochen!” Also mein Mann kommt mir doch schon wie ein richtiger Mann vor und ich scheine ihm so zu gefallen, wie ich bin. Von Männern mal abgesehen: Sollte Frau ihren Körper nur dann schön finden dürfen, wenn es auch andere tun?

Ich will so bleiben wie ich will!

Ich habe es satt, mich ständig dafür rechtfertigen zu müssen, dass ich es nicht nur mag, sehr schlank zu sein, sondern es auch noch bevorzuge, so schlank zu bleiben!

Der wichtigste Grund dafür ist, dass mein geringes Gewicht kein gesundheitliches Problem darstellt – im Gegenteil. Seit Jahren trinke ich keinen Alkohol, rauche nicht, schlafe ausreichend und versuche Stress zu vermeiden. Eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung ist mir wichtig, gelingt jedoch nicht immer. Ich treibe täglich Sport: Tanzen oder Fitness. Zwischen zehn Minuten und drei Stunden am Tag. Mein Fokus liegt dabei auf meiner Fitness. Also auf Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination. Beim Tanzen natürlich auch auf der Kunst. Abnehmen war dagegen nie mein Ziel. Meine Figur ist also das Ergebnis eines schnellen Stoffwechsels und eines gesunden Lebensstils. Fazit: Mein leichtes Körpergewicht ist gesund für mich, für meinen Knochenbau.

Der zweite Grund fürs Schlank bleiben ist eben der, dass ich meine Schlankheit nicht als Makel ansehe, sondern sie sogar als sehr ästhetisch empfinde. Ist es denn verwerflich, den Körper, den man geschenkt bekommen hat, zu lieben und ihn nach bestem Wissen und Gewissen zu pflegen? Ich denke nicht. Das gilt sowohl für natürlich Kurvige als auch für natürlich schlank gebaute Menschen.

„Echte Frauen“ können dick oder dünn sein. Sie können so aussehen, wie sie eben aussehen (wollen). Wir haben nicht alle dieselben Vorstellungen darüber, wie unser Körper auszusehen hat und das ist auch gut so! Ich appelliere an Bodypositivity auf beiden Seiten! Der Fokus sollte stets auf der Gesundheit liegen.

Übrigens: Kein fettleibiger oder magersüchtiger Mensch wurde jemals aufgrund von Bodyshaming plötzlich gesund! Daher: Bitte einfach sein lassen!