Kategorien
Biografisches Interviews Sexuelle Gewalt und Belästigung

Aus der Prostitution in die Freiheit

Sarah Venga im Interview

Sarah ist 23 Jahre alt und stammt aus der Demokratischen Republik Kongo. Sie lebt in Köln und arbeitet dort als Friseurin. Ihre große Leidenschaft und gleichzeitig auch Familie ist ihre Gemeinde, die Gospel Church in Köln. Sarah liebt ihren Glauben über alles, weil er ihr ein völlig neues Leben geschenkt hat. Er hat sie aus der Prostitution befreit. Das Interview ist zuerst erschienen in dem Magazin KLARTEXT.

Prostitution
Aus der Prostitution raus: Sarah Venga

Hallo, Sarah, du hast als Kind Missbrauch erlebt. Was kannst und willst du uns darüber erzählen?

Sarah: Bereits mit sieben gab es zum ersten Mal eine Situation mit meinem Nachbarn, einem alleinstehenden Mann, bei dem meine Mutter mich immer gelassen hat, wenn sie arbeiten musste und ich nicht in den Kindergarten konnte. Obwohl es schon so lange her ist, erinnere ich mich noch sehr gut daran, wie er mich zum ersten Mal angefasst hat. Er hat mich auf seinen Schoß gesetzt und Bewegungen gemacht. Mit meinen sieben Jahren hatte ich von Sex und Missbrauch natürlich keine Ahnung und habe schon deshalb niemandem davon erzählt, was der Nachbar mit mir gemacht hat.

In den Jahren darauf, bis ich etwa 13 Jahre alt war, wurde ich dann immer wieder sexuell belästigt. Meistens von Bekannten der Familie. Manche Vorfälle waren wirklich sehr schlimm. Meine Mutter erstattete immer wieder Anzeige gegen verschiedene Leute. Einmal mussten wir sogar zur Kriminalpolizei, weil mich ein fremder Mann auf dem Weg zur Schule abgefangen und festgehalten hatte. Es gab also viele Vorfälle – auch mehrere Missbräuche durch unterschiedliche Menschen – die mich psychisch nach und nach zerstört haben. Und erst rückblickend habe ich verstanden, dass das alles mit sieben Jahren mit dem Nachbarn angefangen hatte.

Wie hat sich dein Leben nach dem Missbrauch verändert?

Sarah: Missbrauch macht mit einem viel mehr, als man sich das vielleicht vorstellt. Er hat mir meine persönlichen Grenzen, was die Sexualität angeht, weggenommen. Oder besser gesagt: gestohlen.

Wie bist du in die Prostitution gelangt?

Sarah: Ich wurde von einem Mann Ende 20 aus einem Auto heraus angesprochen, als ich gerade auf dem Weg zu einem Geburtstag war. Ich wurde ständig von Männern angesprochen. Vielleicht lag das daran, dass ich körperlich sehr viel reifer aussah, als ich es in Wirklichkeit war. Der Mann wollte mich zu der Feier fahren. Zuerst sagte ich zwar nein, schließlich bin ich dann aber doch in sein Auto gestiegen. Durch die zahlreichen Missbräuche hatte ich keine gesunden Grenzen mehr und hatte bereits mit vielen Männern geschlafen. Im Auto haben wir miteinander geredet und in den nächsten zwei Wochen täglich miteinander telefoniert. In dieser Zeit habe ich Vertrauen zu ihm aufgebaut, mich an unsere Gespräche gewöhnt und gehofft, dass eine Beziehung mit ihm zustande kommt – das war damals sicherlich alles Taktik von ihm. Und dann sagte er zu mir: „Sarah, ich möchte dir nichts vormachen. Das Einzige, was ich von dir will, ist, mit dir zu schlafen und dich dafür zu bezahlen.“ Natürlich sagte ich zuerst, dass ich doch keine Prostituierte sei und so etwas nicht mache. Als Fußball-Manager hatte er jedoch viel Geld und erzählte mir von einer Welt, die ich mir mit dem Geld aus der Prostitution dann auch würde leisten können. Als 15-Jährige, die nicht weit denken konnte und in keiner wohlhabenden Familie aufgewachsen ist, dachte ich an all die Dinge, die ich dann endlich haben könnte. Also ergriff ich diese „Gelegenheit“, ohne dabei an die Konsequenzen zu denken.

Der erste „Job“ fand in einem Hotel statt. Mir war vorher nicht bewusst, dass es so schlimm werden würde. Ich dachte, dass es mit meinem ersten „Kunden“ genauso wird, wie mit den anderen Männern. Nur diesmal eben für Geld. Und das ist ja sogar noch besser. Aber dieses Gefühl, wenn man da liegt, der Freier seine Bedürfnisse an einem befriedigt, danach das Geld auf den Nachttisch legt und ohne einen Mucks zu sagen rausgeht, ist einfach schrecklich. Ich fühlte mich so benutzt. Das ist überhaupt nicht damit zu vergleichen, wenn man aus Spaß mit jemandem schläft. Obwohl mir diese Erfahrung überhaupt nicht gutgetan hat, schlief ich noch mehrmals mit dem Fußball-Manager – und er hat mich dann mit weiteren Freiern in Kontakt gebracht.

Was hat die Prostitution mit dir gemacht?

Sarah: Die Prostitution hat vieles in meiner Seele zerstört. Ich habe noch immer mit den Folgen davon zu kämpfen. Die Schmerzen, die ich damals erlebt habe, sind in mir gespeichert. Meine Seele ist mit einer großen Schwere belastet. Zwar hatte ich schon vor der Prostitution aufgrund des Missbrauchs einen seelischen Schaden, die Prostitution hat das aber noch deutlich verschlimmert. Am Anfang gab mir die Prostitution mehr Selbstbewusstsein, weil ich dachte, dass ich endlich
mal für etwas gut genug sei. Aber nach einer Weile wurde es anders: Ich hatte bald das Gefühl, eben nur noch für die Prostitution gut genug zu sein. Nur gut genug dafür zu sein, benutzt zu werden. Dieses schreckliche Gefühl kann ich gar nicht in Worte fassen.

Glaubst du, dass es da einen Zusammenhang gab zwischen dem Missbrauch in deiner Kindheit und der Prostitution?

Sarah: Ja! Beim Missbrauch macht jemand mit dir, was er möchte. Dein Wille ist in diesem Moment völlig egal. Daran hatte ich mich gewöhnt. Und dieses Gedankengut hat sich bei mir eingeprägt und war mir in der Prostitution eine Art Hilfe. Der Missbrauch hatte mich sozusagen auf die Prostitution vorbereitet. Ich glaubte damals, dass jeder für etwas Spezielles gemacht worden ist. Und ich eben für die Prostitution. Das erschien mir logisch. Selbst heute noch, wenn mein Geld wirklich knapp wird, kämpfe ich manchmal mit dem Gedanken, mich wieder zu verkaufen.

Du sagst, dass Jesus dir begegnet ist und dir die Freiheit geschenkt hat. Erzähl uns davon!

Sarah: Meine erste Begegnung mit ihm hatte ich zu Hause beim Putzen. Ich war da 18 Jahre alt, litt wegen des Missbrauchs und der Prostitution an starken Depressionen und hatte bereits mehrmals versucht, mir das Leben zu nehmen. Jedenfalls hat mir dann YouTu-
be plötzlich ein christliches Lied in kongolesischer Sprache vorgeschlagen, in dem es um Jesus als besten Freund ging. Als einen
Freund, der treu ist und einen so liebt, wie man ist. Ich spürte plötzlich genau die Wärme und Liebe, nach der ich mein ganzes Leben lang vergeblich gesucht hatte. Dieses Gefühl hat mich so überrumpelt, dass ich anfing zu weinen. Mein Leben lang habe ich nach Zugehörigkeit gesucht. Nach wahrer Liebe. Nach jemandem, der in mir mehr sieht als nur eine Prostituierte. Und Jesus schien mir dieser Jemand zu sein.

Ich rief dann eine Freundin an, von der ich wusste, dass sie Christin ist, und erzählte ihr, was passiert war. Sie meinte, dass Jesus mir offensichtlich durch das Lied begegnet sei. Dass er lebendig ist und ich eine Beziehung zu ihm haben könne. Von diesem Tag an wollte ich mehr über Jesus wissen.

Ich fing an, nach ihm zu suchen. Und Gott sorgte dafür, dass mir immer wieder Christen über den Weg liefen, die mir mehr über Jesus erzählen konnten. Ich ging damals ganz bewusst nicht zu einem Pastor, weil ich Pastoren misstraute. Ich hatte zu viele Geschichten darüber gehört, wie sie andere missbrauchten. Deshalb tat ich ganz allein in meinem Kinderzimmer Buße und lud Jesus in mein Herz ein. Am Anfang war es für mich ziemlich seltsam, mit Gott zu sprechen. Schließlich sprach ich ja mit jemandem, den ich gar nicht sehen konnte. Bald konnte ich aber Gottes Gegenwart, seine Liebe und seine Vergebung spüren. Er nahm mir eine Last, die ich bis dahin mit mir herumgetragen hatte. Ich spürte, dass mich etwas Böses verlassen hatte und stattdessen etwas Friedliches in mir eingezogen war. Es war der Heilige Geist! Dass ich als Prostituierte überhaupt ein solches Privileg haben durfte – das hat mich am meisten berührt.

Hast du dann sofort mit der Prostitution aufgehört?

Sarah: Ja, ich habe danach sofort aufgehört. Es war aber trotzdem sehr schwierig für mich, mit sexueller Sünde an sich aufzuhören. Ich bin immer wieder gefallen. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, mit Jesus zu sprechen. Ich hatte ihn als besten Freund kennengelernt; und mit einem besten Freund kann man über alles sprechen, was einen beschäftigt. Früher habe ich mit niemandem über persönliche Dinge gesprochen. Deshalb wusste niemand aus meiner Familie oder meinem Freundeskreis, dass ich Prostituierte war. Aber Jesus konnte ich nun alles erzählen. Pornografie, Sex oder Selbstbefriedigung: Heute habe ich das alles mit seiner Hilfe überwunden.

Sarah Venga lebt und liebt ihren Glauben

Wie sieht dein Leben jetzt aus? Wie lebst du deinen Glauben aus?
Sarah: Aufgrund meines Glaubens musste ich leider auch viele Opfer bringen. Ich habe meine Familie und auch Freunde verloren. Es hat ihnen nicht gepasst, wie ich mich verändert habe. Sie wollten irgendwann aus völlig banalen Gründen keinen Kontakt mehr zu mir. Meine Mutter hat mich dann zu Hause rausgeschmissen. Eine Zeit lang hatte ich nur eine einzige Freundin. Mit ihr bin ich immer noch befreundet.

Aber jetzt lebe ich meinen Glauben frei aus und liebe das Leben mit Christus. Ich bin Gott dankbar für das Leben, das ich jetzt leben darf. Dass ich ihm dienen darf, indem ich Zeugnis gebe von dem, was er für mich getan hat. Ich merke immer wieder, wie es Frauen berührt und stärkt.

Was empfiehlst du anderen im Umgang mit Menschen in der Prostitution?

Sarah: Das Schlimmste, was man machen kann, ist, Prostituierte in eine Schublade zu stecken und sie so aus der Gesellschaft auszusortieren. Man weiß nie, wie und wieso diese Frauen in die Prostitution geraten sind. Manche hatten einen Loverboy, für den sie aus Liebe ihren Körper verkauft haben. Andere geraten aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten hinein. Es ist ja nicht so, als ob man eines Tages aufwacht und beschließt, sich zu prostituieren. Die Arbeitsbedingungen in der Prostitution sind dermaßen schlimm, dass man nicht einfach sagen kann, dass die Frauen selbst schuld sind. Sie haben Gründe, wieso sie sich so etwas antun lassen. Denn freiwillig will sich so keine Frau behandeln lassen!

Prostituierte brauchen sehr viel Liebe. Sie brauchen jemanden, der ihnen zuhört und sie unterstützt. Viele warten darauf, dass irgendjemand sie
da rausholt. Bei mir war das Jesus. Aber oft benutzt Gott auch Menschen, um zu helfen. Man kann Frauen, die aussteigen wollen, beispielsweise zur Polizei begleiten. Es kann schon helfen, wenn man mit der Frau redet, sie mit der Realität der Prostitution konfrontiert.

2021 habe ich mir das Projekt „Schattentöchter“ angesehen. Das ist eine Organisation, die gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel vorgeht. Die Mitarbeiter klären darüber in Schulen auf und haben ein Wohnhaus gebaut, in dem Aussteigerinnen Schutz finden. Solche Projekte kann man auch unterstützen.

Vielen Dank für das Interview!

Sarah: Gerne!

Kategorien
Sexuelle Gewalt und Belästigung

Die Bushaltestelle

Auch hier geschieht es

Nach der Schule begleitete mich meine Klassenfreundin Lara zur Bushaltestelle. Dass wir gleich sexuelle Belästigung erleben würden, das ahnten wir nicht. Wir besuchten gerade die sechste Klasse. Vielleicht auch die Siebte. Ich erinnere mich nicht genau. Wir waren brave, schüchterne Mädchen. Richtige Spätzünder. Allein schon der Gedanke daran, mit einem Jungen sprechen zu müssen, machte mir damals Angst.

Die Bushaltestelle hatte mehrere Anfahrtsspuren und pro Anfahrtsspur noch mal drei Haltepunkte. Außer uns beiden war sonst gerade niemand da. Verwunderlich. Er war ein heißer Sommertag. Ein zarter, angenehm-kühler Wind streichelte unsere Haut. Wir hatten Gänsehaut und gute Laune. Die brauchten wir auch, denn wir hatten noch einiges an Wartezeit vor uns

Sexuelle Belästigung an Bushaltestelle
Sexuelle Belästigung an Bushaltestelle
Er kratze sich und starrte uns dabei lüstern an

Wenige Minuten später setzte sich ein älterer Mann auf eine Bank, die einige Meter rechts von uns stand. Ich schätzte ihn damals auf 65 Jahre. Er schaute uns an. Aus diesem Anschauen wurde bald ein unangenehmes Starren. Dann fing er an, sich langsam an seinem Oberschenkel zu kratzen. Dieses Kratzen wurde immer heftiger und sein Anstarren immer intensiver. Das Kratzen ging über in eine ruckartige Auf- und Abbewegung seiner Hand …

Obwohl ich das Ganze in meiner Unschuld zuerst nicht richtig einordnen konnte und irritiert war, fühlte ich vor allem drei Dinge: Scham, Ekel und Ohnmacht. Ich wusste, das hier irgendwas gewaltig falsch lief. Als ich dann endlich durchgeblickt haben, was es war, kam in mir eine große Wut auf. Dass nicht nur ich wütend war, merkte ich daran, dass Lara den Mann plötzlich anschrie, dass er sofort aufhören soll. Ich schrie mit. Doch er hörte nicht auf. Unsere Reaktion schien ihn noch mehr Lust zu bereiten. Als wir ihm schließlich mit der Polizei drohten, stand er schreckhaft auf und humpelte davon …

Das Danach

Die Polizei gerufen haben wir damals nicht. Wir waren einfach nur froh, dass er weg war. Dass der Mann wahrscheinlich öfters vor Frauen, Jugendlichen oder Kindern masturbierte oder vielleicht noch Schlimmeres, daran haben wir damals nicht gedacht. Wir wussten auch nicht, dass der Vorfall eine Tat darstellte, wegen der man die Polizei hätte rufen können. Und selbst wenn wir das alles gewusst und bedacht hätten, hätten wir es wahrscheinlich trotzdem nicht getan. Es wäre uns einfach zu peinlich gewesen, darüber zu sprechen.

Gleichzeitig fanden wir, dass das, was da geschehen war, zwar sehr unangenehm aber doch irgendwie harmlos war. Schließlich ist uns ja nichts Weiteres passiert. Lara und ich sprachen nie wieder darüber miteinander. Damals war ich ein Teenager. Heute bin ich eine erwachsene Frau und diese Erfahrung hat sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt.

Ich erzählte es 300 Leuten

Zum ersten Mal habe ich von dieser einprägsamen Erfahrung wieder auf der Bühne bei einem Theaterprojekt erzählt – vor mehr als 300 Zuschauern. Das Stück bestand aus mehreren (auto)biografischen Geschichten zum Thema Frausein. Die Erzählerinnen vor mir bekamen nach ihren Auftritten tosenden Applaus. Mein Auftritt hinterließ jedoch eine unangenehme Stille. Ich war verwundert und enttäuscht. Ist mir mein Auftritt etwa nicht gelungen? Konnte man mich nicht richtig verstehen oder war nicht ganz klar gewesen, wann das Ende meines Auftritts war? 

Nach der Aufführung kamen jedoch Frauen zu mir, die tief berührt waren von meiner Geschichte. Frauen mit Tränen im Gesicht. Frauen, die ähnliches oder auch viel Schlimmeres erlebt haben. Sie bedankten sich bei mir. Die Regisseurin erzählten mir später, dass ihre männlichen Freunde, die im Publikum saßen, es als höchst unangenehm empfanden, sich meine Geschichten anzuhören. Ich hatte von mehreren Erlebnissen erzählt und die Freunde der Regisseurin schämten sich für das Verhalten ihrer Geschlechtsgenossen. Ich merkte, dass das, was ich erlebt habe, vielleicht doch gar nicht so eine harmlose war.

Sexuelle Belästigung: ein Teil der Gesellschaft

Als Kind, Jugendliche oder Erwachsene – ständig sind mir solche „Kleinigkeiten“ passiert, die eigentlich keine Kleinigkeiten waren: Von anzüglichen oder abwertenden Sprüchen gegenüber meinen Körper,  über “Liebesnachrichten” in den sozialen Medien bis zum öffentlichen Begrapscht-Werden als Kellnerin in einer Bar. 

Das Erschreckende daran ist, dass meine Erfahrungswelt keine Ausnahme, sondern die Regel ist. Die meisten Betroffenen erleben weitaus Schlimmeres als ich. In Deutschland wird laut Schätzungen durchschnittlich jedes 4. Mädchen und jeder 8. Junge sexuell missbraucht. Die sexuellen Übergriffe auf Erwachsene werden hier nicht mitgezählt. Jeder Missbrauch hinterlässt lebenslange Spuren – meistens eine posttraumatische Belastungsstörung. Ich habe mal ein YouTube-Video gesehen, in dem eine ältere Dame gefragt wurde, was für sie das Schlimmste im Zweiten Weltkrieg war. Sie erzählte von ihrer Vergewaltigung durch einen Soldaten, der ihr währenddessen eine Pistole an die Schläfe hielt. Den tiefen, seelischen Schmerz der Frau konnte ich durch den Bildschirm spüren. Von den Schicksalen aus dem Menschenhandel, der Zwangsprostitution und Kinderpornografie möchte ich an dieser Stelle erst gar nicht anfangen …

Gerade weil es so viele so schreckliche Fälle von sexueller Gewalt gibt und sexuelle Belästigung alltäglich vorkommt, nehmen wir das Zweite fast als normal hin. Doch es sollte – nein dürfte nicht! –  einfach als Teil der Gesellschaft akzeptiert werden.

Was kann man tun?

Ich suche immer noch nach einer Lösung für dieses Problem. Fehlt es da etwa an Aufklärung? Natürlich war die MeToo-Bewegung, die im Oktober 2017 durch den Weinstein-Skandal ausgelöst worden ist, ein guter Schritt in die richtige Richtung. Doch zum erhofften Ziel hat es uns nicht geführt, denn sonst wäre ja nicht ein Fernsehbeitrag wie Männerwelten notwendig gewesen.

Eine strikte Gesetzgebung wäre sicherlich nicht daneben. Doch diese hat meistens keinen allzu großen präventiven Wert auf sexuelle Belästigung und Gewalt. Ein wichtiger Faktor ist sicherlich auch eine Erziehung, die aufzeigt, dass man die Grenzen anderer zu akzeptieren, zu respektieren und zu wahren hat. Und auch, dass man seine eigenen Grenzen vor anderen deutlich definieren und schützen darf.

Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, einfach mal niemanden zu belästigen. Doch wie kriegen wir diese Einstellung in die Köpfe und Herzen aller?